Zentralbanken

EZB vor kontroverser Debatte im Dezember

Der EZB steht auf ihrer nächsten Ratssitzung am 14.12. eine schwierige Debatte bevor. Wie Insider PLATOW berichten, sollen dann die weiteren Anleihekäufe über das Pandemieprogramm „PEPP“ diskutiert werden. Die EZB wollte sich nicht dazu äußern.

PEPP war das wichtigste Instrument der Notenbank, um in der Pandemie die Wirtschaft zu stützen. Nach wie vor kauft sie über PEPP Anleihen, um auslaufende Papiere zu ersetzen. Dies soll nach aktuellem Stand bis Ende 2024 so bleiben. Die als Falken bezeichneten Verfechter einer straffen Geldpolitik, wie Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, drängen aber auf ein früheres Ende der Käufe.

Auf der Ratssitzung im Oktober in Athen war das delikate Thema ausgespart worden. Stattdessen vertagte man sich auf Dezember, wie wir hören. Die Falken haben das Problem, dass ihnen bei der Entscheidung über PEPP die Zeit davonläuft. Je länger sich die Debatte hinzieht, desto schwieriger wird es, eine weitere Reduktion der Bondskäufe durchzusetzen. Denn die wirtschaftlichen Aussichten für den Euro-Raum haben sich zuletzt immer weiter verschlechtert.

Zudem gehen die meisten Experten davon aus, dass der Zinshöhepunkt im Währungsraum erreicht ist. Damit rückt immer stärker eine Lockerung der Geldpolitik durch Zinssenkungen in den Fokus. Eine schnelleres Ende der Anleihekäufe dagegen hätte den entgegengesetzten Effekt: Dies strafft tendenziell die Geldpolitik und bremst die Wirtschaft. Würde die EZB beides gleichzeitig tun, also Zinsen senken und die Anleihekäufe stärker reduzieren, wäre das aus Sicht mancher Ökonomen so, als würde ein Autofahrer gleichzeitig auf das Gaspedal und auf die Bremse treten.

Für eine Debatte im Dezember spricht auch, dass die EZB dann neue Prognosen zur Wachstums- und Inflationsentwicklung vorlegt. Ob der Rat auch direkt eine Entscheidung trifft, ist dagegen offen. Nicht alle Experten erwarten, dass sich die Falken mit ihrer Forderung nach einer weiteren Reduktion der Anleihekäufe durchsetzen. Die Commerzbank bspw. ist skeptisch. Dagegen geht die US-Bank Goldman Sachs davon aus, dass die EZB die Käufe über PEPP ab dem zweiten Quartal 2024 um monatlich 10 Mrd. Euro reduziert und ab dem dritten Quartal ganz einstellt. jam

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