Bankensektor

ING Deutschland – Florierendes Zinsgeschäft, viele Versprechungen

Aufgrund sprudelnder Zinserträge hat die ING Deutschland für das Geschäftsjahr 2023 (vorläufige Zahlen) ein Rekordergebnis vorgelegt. So stieg der Vorsteuergewinn um mehr als das Doppelte auf 2,47 Mrd. Euro. Zudem fiel die Risikovorsorge mit 36 Mio. Euro deutlich geringer aus als im Vorjahr (460 Mio. Euro), v.a. da das Institut Risikovorsorge für Kredite mit Russlandbezug auflöste.

Nick Jue, CEO von ING Deutschland
Nick Jue, CEO von ING Deutschland © ING Deutschland

Ihr Zinsergebnis konnte die Direktbank zwar deutlich ausbauen (3,7 Mrd. Euro, +65% z. Vj.), was einigen Bestandskunden sauer aufstoßen könnte, da die ING wie viele andere Banken zunächst nur sehr zögerlich die Zinserhöhungen der EZB an sie weitergegeben hat. Im Provisionsgeschäft lief es allerdings deutlich schlechter: Das entsprechende Ergebnis sank um 17% auf 414 Mio. Euro, was hauptsächlich an der gesunkenen Nachfrage bei den Baufinanzierungen gelegen habe.

Für 2024 ist Vorstandschef Nick Jue optimistischer: „Der Traum vom Eigenheim ist in den letzten Monaten erschwinglicher geworden. Wir wollen das Baufi-Geschäft wieder aufbauen“, sagte er am Donnerstag vor Journalisten. „Super zufrieden“ zeigte sich Jue indes mit der Entwicklung der Kundenzahl, die netto um über 250.000 auf knapp 9,4 Mio. wuchs.

Die avisierte Marke von 10 Mio. Kunden bis 2025 zu knacken wird bei gleichbleibendem Wachstum pro Jahr eng, aber Jue zeigte sich zuversichtlich, das zu schaffen. Die Zahl der Hausbankkunden, die neben dem Girokonto mit monatlichem Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen, stieg netto ebenfalls um über 250.000 auf knapp 2,7 Mio. (2022: 2,4 Mio.). „Hausbankkunden sind für uns besonders wichtig, da das enge Beziehungen sind“, erklärte Jue. Neukunden würden der Bank zudem oft lange die Treue halten.

„Wir machen weiter mit den Zinsaktionen“, kündigte der Holländer an. Damit ist er gut beraten, denn bei heutigen Kontowechsel-Service-Angeboten sind auch Hauskunden schnell weg, sobald ein Wettbeweber mit erkennbar besseren Konditionen lockt. Die Einlagen entwickelten sich quartalsweise zwar volatil (s. PLATOW v. 2.11.23), der Nettoeffekt über das Jahr gesehen war aber positiv. Sie erhöhten sich um 6% auf knapp 144 Mrd. Euro.

Apropos Zinsaktionen: Um das Business Banking (Geschäft mit KMUs und Selbstständigen) als dritte Säule der Bank zu etablieren, sollen auch dort weitere Produkte eingeführt werden. Das Girokonto für diese Gruppe ist zwar fest in Planung, ein genaues Startdatum wollte Jue aber nicht nennen. Im Dezember 2023 hatte die ING bereits ein Tagesgeldkonto für Unternehmenskunden eingeführt; das werde „gut angenommen“, so der Vorstandschef.

Kostenseitig übt sich das Institut in Disziplin, was in Kombination mit florierenden Einnahmen in einer deutlich gesunkenen Cost-Income-Ratio von 36,6% (-10,6 Pp.) resultierte. Das kann sich sehen lassen. ck

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