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Jackson Hole – Leitet Powell die geldpolitische Lockerung ein?

Wenn Warren Buffett zu seinem jährlichen Aktionärstreffen lädt, sprechen viele vom „Woodstock des Kapitalismus“. Das Gegenstück für Notenbanker heißt Jackson Hole.

Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve
Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve © Fed

Auf der jährlichen Konferenz in den Bergen von Wyoming treffen sich einmal im Jahr die weltweit führenden Notenbanker und Geldpolitik-Experten zu einer Art Klassentreffen. Dieses Jahr ist der Zeitpunkt besonders brisant. Anfang August brachen die Märkte weltweit ein und der als Angstbarometer bekannte Volatilitätsindex Vix, der die Schwankungsbreite für wichtige US-Aktien zeigt, verzeichnete einen der stärksten Anstiege aller Zeiten.

Starke Marktschwankungen sind in geldpolitischen Umbruchphasen üblich. Anders als die EZB, die Bank von England und andere hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bisher noch nicht die Zinsen gesenkt. Investoren erwarten nun von US-Notenbankchef Jerome Powell, dass er in seiner Rede am Freitag in Jackson Hole deutliche Signale für eine Zinssenkung im September gibt. Besonders spannend wird, wie er die Erwartungen für weitere Zinsentwicklung in diesem Jahr beeinflusst. Erste Hinweise könnten bereits die Protokolle der jüngsten Sitzung im Juli enthalten, die die Fed am Mittwoch veröffentlicht. Goldman Sachs erwartet von Powell ein Signal, dass die Fed nun kurz davor steht, die Zinsen zu senken, der Grad der Lockerung aber von den Daten abhängen wird. Die US-Bank prognostiziert ab September drei aufeinanderfolgende Zinssenkungen im Umfang von je 0,25 Prozentpunkten.

Auf dem Höhepunkt der Marktturbulenzen Anfang August hatten Investoren sogar eine außerplanmäßige Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte noch vor September eingepreist und schnelle weitere Schritte. Inzwischen haben sie ihre Erwartungen nach unten korrigiert. Die Analysten der Bank of America halten diese jedoch immer noch für überzogen. „Wir sind der Meinung, dass die Märkte immer noch zu viele Kürzungen am kurzen Ende einpreisen,“ schreiben sie in einer Analyse.

Im nicht-öffentlichen Teil werden die versammelten Notenbanker sicher auch über die jüngste Attacke von Donald Trump auf die Unabhängigkeit der Fed diskutieren. Angesichts dieser Gefahr ist es aus Sicht von Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding umso wichtiger, dass der Fed „keine groben Fehler unterlaufen“. Ein übermäßiger Anstieg der Arbeitslosigkeit könne für die Fed politisch unangenehm werden, warnt er. Neben Powell und anderen Fed-Vertretern werden auch der Chef der Bank von England, Andrew Bailey, und EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sprechen. Die Aussagen von Lane sind interessant, weil zuvor am Donnerstag wichtige Lohndaten für den Euro-Raum veröffentlich werden. Auch er könnte deutlicher als bisher eine Zinssenkung der EZB im September signalisieren. jam

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