Kapitalmarktunion soll globale Rolle des Euro stärken
Knapp sechs Jahre später ist davon noch nicht viel zu spüren. Lt. einem von der EZB berechneten Index, in den verschiedene Faktoren einfließen, hatte der Euro Ende 2022 einen Anteil von 19,9% am internationalen Währungssystem.
Wie 2018 ist es auch heute vor allem eine Person, die die Europäer antreibt: Donald Trump. Schon in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident führte er den Europäern vor Augen, wie anfällig sie durch die Dollar-Dominanz sind. Als Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufkündigte und die EU daran festhalten wollte, konnten sich europäische Firmen den US-Sanktionen praktisch nicht entziehen.
Aktuell treiben die EU und die EZB mit der Kapitalmarkt- und der Bankenunion zwei Projekte voran, die als Voraussetzung für eine stärkere Rolle des Euro gelten. Bei dem ersten geht es um einen liquiden und inte-grierten gemeinsamen Kapitalmarkt. Zum Beispiel durch Vereinheitlichungen im Insolvenzrecht. Momentan gehen viele Unternehmen wegen der Größe und Liquidität des Marktes lieber in die USA, um sich Kapital zu beschaffen. So lag der Anteil des Euros bei Anleihen, die in einer anderen als der jeweils heimischen Währung ausgegeben werden, zuletzt bei 24,2%, während der Dollar hier 61,7% erreicht.
Auch bei Aktien ist die Entwicklung ähnlich. Biontech ist nur ein prominentes Beispiel für ein europäisches Unternehmen, das lieber in den USA statt in Europa an die Börse gegangen ist. Als Schlussstein für die EU-Bankenunion gilt eine gemeinsame Einlagensicherung.
Befürworter argumentieren, dass diese ebenfalls die Rolle des Euro stützen würde, weil dann Investoren die Sicherheit hätten, dass ein Euro überall im Währungsraum gleich sicher ist. Vor allem für Sparkassen und Volksbanken ist dieses Projekt aber ein rotes Tuch. Umstritten ist auch der digitale Euro, den EZB und EU-Kommission als weiteres Mittel sehen, um die Rolle der Gemeinschaftswährung zu stärken.
Trotz der Kontroversen könnte es wieder mal Trump sein, der die EU zu schnelleren Fortschritten antreibt. Aktuell ist seine erneute Wahl zum US-Präsidenten nur ein mögliches Szenario. Sollte es Realität werden, könnte das noch eine ganz andere Wirkung entfalten. jam