Zahlungssystem

Konkurrenz für ApplePay – Alle könnten, kaum einer will

Nach jahrelangen Beschwerden deutscher Banken könnten die Geldhäuser Genugtuung bekommen.

Apple-Store
Apple-Store © Carl Ernst Stahnke; www.pixelio.de

Um einer saftigen Strafe der EU-Kommission zu entgehen, hat der US-Konzern Apple vor einigen Wochen Vorschläge gemacht, wie das eigene Ökosystem offener werden könnte. Nicht mehr nur ApplePay, sondern auch Bankapps dürfen deshalb künftig auf den NFC-Chip im iPhone zugreifen, was bedeutet: Die Banken haben das, was sie seit Jahren fordern. Ihre Reaktionen sind dennoch verhalten.

Jeder vierte Deutsche hat in den vergangenen Monaten mindestens einmal mobil bezahlt, wie eine GfK-Studie zeigt. Doch weil Apple die NFC-Schnittstelle auf dem iPhone abriegelte, mussten Banken mit dem US-Konzern arbeiten, der sich den Zugang vergolden ließ. Gerüchteweise kassierte Apple bis zu 0,1% des Gesamtumsatzes. Das würden sich Banken mit eigener Bezahlapp fürs iPhone künftig sparen.

Auch Closed-Loop-Szenarien wie bei der European Payment Initiative (EPI) wären möglich und für Banken attraktiv, weil sie keine Gebühren mehr an Visa oder Mastercard leisten müssten. Zugleich gibt es viele Hürden. Zunächst ist die Entwicklung einer eigenen App teuer, aufwendig und ein Erfolg nicht garantiert. Kunden nämlich sind an den Bezahldienst von Apple gewöhnt und es sei, so schreibt die DKB auf Anfrage, „angesichts der ausgeprägten Apple-Loyalty” abzuwarten, ob man diese zu einem Wechsel bewegen könne.

„ApplePay wieder abzustellen, um die Kunden in die eigene App zu zwingen: Das wäre Selbstmord”, urteilt auch Nikola Jelicic, Senior Manager beim Beratungshaus zeb. Eine App parallel laufen zu lassen, erscheint ihm nur wenig Erfolg versprechend. „Die Banken liegen 0:3 gegen Apple hinten. Sie können da jetzt noch mal investieren auf ein 2:3, aber sie werden nicht mehr gewinnen.” Bei Banken, Fintechs und Bezahldiensten nachgefragt, sind die Reaktionen über die Öffnungen zwar durchweg positiv – die daraus folgenden Handlungen aber überschaubar.

Die Commerzbank setzt beim „Bezahlen aktuell nicht auf eigene Apps”, die Deutsche Bank wollte sich ebensowenig wie Amazon äußern, N26 nicht zu konkreten Plänen. Bei diesen vier dürfte sich also vorerst nichts ändern. Bei der DKB heißt es immerhin, man prüfe, ob etwaige Anpassungen für die Kunden einen „reellen Mehrwert bieten” und die Sparkassen verwiesen darauf, dass das europäische Bezahlsystem „wero” (entwickelt von EPI) in die Sparkassen-App kommt.

Etwas ganz Eigenes könnten derweil Volks- und Raiffeisenbanken auf die Beine stellen. Aus dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffei-senbanken (BVR) heißt es, man bewerte aktuell „die Schnittstellen und mögliche unterjährige Umsetzungsoptionen.” Und bei Paypal verweisen sie auf ein Statement des CEO bei der letzten Quartalsergebnis-Präsentation. Dort sagte Alex Chriss: „Unsere Kunden, die Paypal auf der Online-E-Commerce-Seite lieben, fordern eine Omnichannel- und Offline-Lösung, die sie auch nutzen können. Wir werden also eng daran arbeiten.“ nw

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