Fintech

Krypto-Branche sehnt mehr Regulierung herbei

Bei Nachrichten wie dieser können viele nur noch müde lächeln: Digital-Token im Wert von etwa 100 Mio. US-Dollar wurden an einer Schnittstelle der weltgrößten Krypto-Börse Binance abgesaugt, berichtete „Bloomberg“ am Freitag (7.10.). Vielleicht waren es auch 110 Mio. Inzwischen aber, twitterte Binance-Mitgründer Changfeng Zhao, sei wieder alles unter Kontrolle. Die Gesamtsumme, die durch Hacks allein 2022 aus der Krypto-Sphäre verschwunden ist, steigt damit auf rd. 2 Mrd. Dollar.

Bitcoin
Bitcoin © CC0 Public Domaine

Seit die Kurse von Bitcoin und Co. ernsthaft ins Rutschen kamen, ist der Investorenkreis wieder stärker auf strenggläubige Krypto-Jünger zusammengeschrumpft. Philipp Sandner, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, hält es für „gut möglich, dass Kryptowährungen noch eine Weile an Wert verlieren, wie man es für den Aktienmarkt auch erwarten kann“. Mittel- bis langfristig aber würden das Konzept und die Technologie funktionieren.

Dafür spricht, obwohl anti-intuitiv, gerade der Eifer, mit dem sich Politik und Regulierungsbehörden dem Thema widmen. Aus traditionellen Banken, die ihre eigenen Digital-Initiativen anschieben, aber auch aus der Krypto-Szene selbst hören wir immer wieder, dass wirksame Regulierung geradezu sehnsüchtig erwartet wird. Nicht nur damit klare Spielregeln gelten, sondern auch, um das Vertrauen von Investoren zu gewinnen, die mit gesunder Skepsis statt blinder Begeisterung an die Sache herangehen.

Die für die Regulatoren zentralen Stablecoins, also mit Sicherheiten hinterlegte oder anderweitig – hoffentlich – stabilisierte Digitalwährungen, spielen in der Markets in Crypto Assets (MiCA)-Verordnung der EU eine prominente Rolle. Ab 2024 sollen in der EU private Stablecoins erlaubt sein, allerdings streng eingehegt. Mit den Gesetzesinitiativen beider Kammern im US-Kongress geht es momentan nur schleppend voran. Doch auch dort sind private Stablecoins im Fokus, denen die Amerikaner allerdings mehr Freiraum lassen wollen als die Europäer.

Damit hätten die USA, und der Dollar als digitale Leitwährung, vermutlich die Nase vorn, meint Krypto-Forscher Sandner. Eigentlicher Fluchtpunkt der EU-Regulierung ist der digitale Euro als offizieller EZB-Stablecoin. Doch diese Pläne sind bisher Zukunftsmusik, die ernsthafte Umsetzung wird kaum vor 2026 beginnen. „Die EU riskiert, genauso abgehängt zu werden wie bei anderen digitalen Innovationen“, bemängelt Sandner. Wenn sich ein Player wie Google oder Facebook einmal durchgesetzt hat, ist es schließlich zu spät.

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