Lagarde will bei der EZB bleiben – Aber hält sich eine Hintertür offen
In einem Interview mit dem französischen Fernsehsender „France 2“ ist die EZB-Präsidentin diesen entgegengetreten. „Es wäre mir eine große Ehre, wieder Frankreich zu dienen, aber ich habe eine Mission,“ sagte sie. Und: „Sie könnten mir das Amt der Königin von Preußen anbieten, und ich würde nein sagen.“
Die Moderatorin hatte gefragt, warum Lagarde das Angebot ausgeschlagen habe, neue französische Außenministerin zu werden. Interessant an ihrer Antwort sind zwei Dinge. Erstens dementierte die EZB-Präsidentin eine entsprechende Offerte aus Paris nicht. Die Frage drängte sich auf, weil der französische Präsident Emmanuel Macron am Dienstag den neuen Premierminister Gabriel Attal mit der Regierungsbildung beauftragt hatte, die inzwischen abgeschlossen ist. Zweitens lässt sich Lagarde mit ihrer Formulierung zumindest eine Hintertür offen.
Als ihre Mission bei der EZB gilt der Kampf gegen die Inflation. Hierzu erklärte sie: „Wenn man eine Arbeit anfängt, Fortschritte macht und kurz davor ist, die Schlacht zu gewinnen, zieht man sie bis zum Ende durch“. Nimmt man Lagarde beim Wort, dann steht die EZB „kurz davor“, den Kampf gegen die Inflation zu gewinnen. Das heißt nicht zwangsläufig, dass sie ihr Amt als EZB-Präsidentin bis zum Ende der Amtszeit im November 2027 ausfüllt.
Sollte Lagarde doch vorzeitig nach Paris oder Brüssel wechseln, gilt der niederländische Notenbankchef Klaas Knot als ein möglicher Nachfolger. Er zählte lange als strammer Verfechter einer straffen Geldpolitik, hat sich aber zuletzt gemäßigt, was manche Beobachter auf weitere Karriereambitionen zurückführen. Aktuell leitet Knot das Financial Stability Board (FSB), eine Art globaler Finanzwächter. In gewisser Weise wandelt der Niederländer damit auf den Spuren von Mario Draghi. Der Italiener war ebenfalls FSB-Chair, bevor er später EZB-Präsident wurde. jam