Zentralbanken

Lagardes Schlingerkurs

Getrieben von den Falken um Bundesbank-Präsident Joachim Nagel und der hohen Inflation sucht EZB-Präsidentin Christine Lagarde noch immer ihre Rolle. Mehrfach schon erwiesen sich ihre Ankündigungen nur kurze Zeit später als von der Realität überholt. Das schadet nicht nur ihrer eigenen Autorität, sondern auch der der Institution EZB.

Im Anschluss an die jüngste Zinssitzung ließ Lagarde verlauten, die EZB werde bei ihren künftigen Entscheidungen neben den Inflationsdaten auch verstärkt die konjunkturelle Entwicklung im Auge haben. Das wurde umgehend als Abkehr von den Jumbo-Zinsschritten interpretiert. Demnach könnte sich die EZB auf ihrer nächsten Ratssitzung im Dezember mit einer Anhebung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte begnügen. Verstärkt wurde dieser Eindruck, als Lagarde in einer Rede am vergangenen Donnerstag in Riga klarstellte, dass der Zinskurs der amerikanischen Fed kein Vorbild für die EZB sei. Die US-Notenbank hatte da gerade zum vierten Mal in Folge ihre Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte erhöht.

Umgehend schlug das italienische EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta in die gleiche Kerbe und warnte vor einem zu straffen geldpolitischen Kurs. Nur einen Tag später gab Lagarde in Tallinn jedoch die zu allem entschlossene Inflationsbekämpferin. Die EZB dürfe und werde nicht zulassen, dass sich die hohe Inflation festsetzt, zeigte sich die Französin angriffsfreudig. Sollte sich die Teuerung als hartnäckiger erweisen und die Gefahr einer Entankerung der Inflationserwartungen drohen, müsse der EZB-Rat notfalls sogar „zusätzliche Maßnahmen“ ergreifen, kündigte Lagarde an. Ob darauf wohl Verlass ist?

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