Luftfahrt

Lufthansa – Spohr ohne Fortune

Das Glück hat Carsten Spohr verlassen. Nicht nur wurde der Lufthansa-Chef bei der italienischen Staatsairline ITA Airways ausgebootet.

Noch-Premier Mario Draghi will bis 10.9. lieber mit dem Gespann Certares/Delta/Air France-KLM einen Deal einfädeln, der dem Staat mehr Mitsprache gibt. Die Deutschland-Skepsis der in den Neuwahlen vorne liegenden Giorgia Meloni dürfte bei der Entscheidung wohl auch mitgeschwungen haben. Für Spohr ist es jedenfalls ein herber Dämpfer und nicht der einzige. Denn auch die Gespräche mit den heimischen Piloten sind gescheitert. Vereinigung Cockpit hat für heute (2.9.) einen 24 Stunden-Streik angekündigt, der Spohr wehtun wird.

Denn nicht nur bei der Stammairline soll kein Flieger aus Deutschland abheben, was schlimm und teuer (der Streik des Bodenpersonals kostete zuletzt ca. 35 Mio. Euro) wäre. Auch die wichtige Gewinnstütze Cargo wird bestreikt. 800 Flüge in München und Frankfurt sind gestrichen, 130 000 Kunden betroffen. Die Last-Minute-Sondierungsrunde habe Arbeitsdirektor Michael Niggemann nicht genutzt, wird bei VC beklagt. Dabei hatte Lufthansa erst nachgelegt.

Details zum Angebot rückte das Management als Reaktion auf den neuen Streik, der in den Ferien-Rückreiseverkehr platzt, raus. Demnach wurden in zwei Stufen insgesamt 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat angeboten (Laufzeit 18 Monate). Für Berufseinsteiger als Co-Piloten sei das ein Plus von 18%, bei Kapitänen in der Endstufe von 5%, rechnet der Kranich vor. Auch die aufgekündig-te sog. Perspektivvereinbarung, die den Piloten eine gewisse Flottengröße (früher 325 Flieger) und damit Aufstiegschancen garantiert, liegt wieder auf dem Tisch. Den frustrierten Piloten ist es dennoch zu dünn.

Ein klar besseres Angebot könnte den Streik noch abwenden, lockt VC-Tarifexperte Marcel Gröls. Doch das ist unwahrscheinlich. Dem Kranich ist VC zu gierig. Alle Forderungen (u. a. nach einer neuen Struktur bei der Grundvergütung) würden 40% mehr Personalkosten in den folgenden zwei Jahre bedeuten, was wegen Corona und den hohen Schulden nicht drin sei, heißt es aus dem Konzern. Spohr muss nun genau rechnen, denn auch bei Eurowings sind die Verhandlungen um den Manteltarifvertrag verfahren und Pilotenstreiks mit der Urabstimmung (97,7% Zustimmung) ab sofort möglich. Die Niederlage beim Bundeskartellamt, wodurch Spohr bis auf Weiteres den Zubringerdienst für Condor-Fernflieger erbringen muss, rückt durch den Tarifstress fast in den Hintergrund.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse