Zentralbanken

Massiver Ärger um Baumängel am EZB-Tower

In der EZB sorgt ein Bericht über Baumängel an der Zentrale für Ärger. In einer Mail an die Mitarbeiter, die PLATOW vorliegt, beschwert sich der Betriebsrat, dass die Belegschaft über bestehende Probleme „im Dunkeln“ gelassen worden sei. „Die Personalvertretung ist sprachlos, dass wir die Nachricht aus der Presse erfahren mussten,“ heißt es darin. 

Der „Hessische Rundfunk“ hatte am Samstag berichtet, dass der TÜV bei einer Kontrolle 2018 über 1800 teils gravierende technische Mängel am Hauptgebäude festgestellt habe. Die Rede ist u.a. von Problemen beim Brandschutz und der Rettung bei Feuer. Manche der Probleme sollen laut dem Bericht bis heute bestehen. In seiner Mail wirft der Betriebsrat der EZB-Führung ein „Verschweigen der Sicherheitslage“ vor, die beispiellos sei. „Sie schadet dem Vertrauen in die Institution massiv“.

Die EZB weist auf Anfrage Sicherheitsrisiken zurück. „Das Hauptgebäude ist und war schon immer sicher“, sagt eine Sprecherin gegenüber PLATOW. Ein unabhängiger Prüfer habe 2018 Probleme mit dem elektrischen System festgestellt, die möglicherweise die automatische Umschaltung auf Backup-Generatoren im Falle eines Stromausfalls verhindert hätten. Man habe sofort manuelle Verfahren als Standardoption eingeführt und Wartungsarbeiten auf Zeiten beschränkt, in denen das Gebäude geschlossen war. Die Sicherheitssysteme der EZB hätten „durchgehend ohne Unterbrechung funktioniert“.

Die 2015 eingeweihte EZB-Zentrale hatte u.a. wegen der Kosten von 1,3 Mrd. Euro für Schlagzeilen gesorgt. In den vergangenen Monaten hatte die Notenbank das Gebäude und einzelne Teile immer wieder wegen Reparaturarbeiten gesperrt. So blieb die Zentrale im August komplett geschlossen und an einzelnen Tagen im Mai, Juni und Juli.

„Viele Kollegen waren überrascht über die ständigen Reparaturarbeiten am Gebäude, die ihnen für ein neues Gebäude sehr ungewöhnlich erschienen“, sagt der Vize-Chef der EZB-Gewerkschaft IPSO, Carlos Bowles. Er kritisiert, dass Informationen über bestehende Sicherheitsrisiken weder an die Beschäftigten noch an die Personalvertreter über das dafür eingerichtete Forum, den Ausschuss für Gesundheit und Sicherheit, mitgeteilt wurden. Für viele Notenbank-Mitarbeiter ist der markante Bau mehr als ein Arbeitsplatz. Schon bei der Eröffnung 2015 erklärte der damalige EZB-Chef Mario Draghi: „Das Gebäude ist ein Symbol für das Beste, was Europa gemeinsam erreichen kann.“ jam

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