Wertpapierhandel

Neo-Broker und ihr fragwürdiges Gebührenmodell

Clever traden, nichts bezahlen. So oder ähnlich werben die Neo-Broker für ihre Wertpapierhandelsplattformen. Viele dieser noch jungen Plattformen sind mit einer typischen Startup-Denke angetreten.

10. Dezember 2021
Geldturm
© CC0 Public Domaine

„Geld einsammeln, schnell wachsen und disruptiv sein, indem man seine eigenen Regeln aufstellt“, erklärt Geschäftsführer Marc-Oliver Lux vom Münchener Vermögensverwalter Lux & Präuner. Doch das Bankengeschäft ist stark reguliert. Im Zweifel bestimmt die Bankenaufsicht, wie mit dem Geld anderer Leute umzugehen ist. Diese schmerzhafte Erfahrung machen gerade einige Newcomer, die die BaFin auf die Watchlist genommen hat.

Anleger sollten sich jedenfalls von den Werbeversprechen der Neo-Broker nicht blenden lassen, warnt auch Vermögensexperte Lux. Der Neo-Broker selbst mag zwar von seinen Kunden keine Gebühren verlangen. Die Kunden würden aber mit Transaktionskosten belastet – und zwar durch die Market-Maker, an die Neo-Broker die Aufträge weiterleiten. Aus der Spanne zwischen Geld- und Brief-Kurs, dem Spread, erwirtschaftet der Market-Maker eine Marge, also die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis. Einen Teil dieser Marge reichen Market-Maker in der Regel als Rückvergütung an die Neo-Broker weiter, damit sie weiterhin möglichst viele Kundenaufträge von dort erhalten. Weil sich das Niedrigpreis-Modell für Neo-Broker rechnen muss, haben sie zudem meist nur ein eingeschränktes Dienstleistungsangebot.

Die BaFin überwacht indes, ob sich Neo-Broker an die Regeln halten. Sie sind verpflichtet, Rückvergütungen ggü. ihren Kunden offenzulegen. Da Kunden spätestens beim Market-Maker zur Kasse gebeten werden, hat die BaFin ein Auge darauf, ob die Neo-Broker dennoch mit kostenlosen Angeboten werben, was immer noch vorkommt. Schwierig wird es, wenn die Neo-Broker im Ausland sitzen. Dann hat die BaFin keinen Zugriff. Zudem müssen die Rückvergütungen lt. Gesetz vollständig in die Qualität der Dienstleistung fließen. Wertpapieranleger sollten daher bei klassischen Direktbanken wie Comdirect, ING oder DKB gut aufgehoben sein.

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