Geldpolitik

Open Market auf dem Prüfstand

Die Frankfurter Wertpapierbörse sperrte Ende vergangenen Jahres den Zugang zum allgemeinen Freiverkehr (Open Market) für neue Emittenten vollständig. „Hintergrund ist, dass es zu zahlreichen Missbrauchsfällen kam, so dass sich die Börse in Zusammenarbeit mit der BaFin und der Börsenaufsicht zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschloss“, so Thorsten Kuthe, Rechtsanwalt bei Heuking Kühn Lüer Wojtek.

 

23. Februar 2012

Nunmehr hat die Börse ein Konsultationsverfahren mit Marktteilnehmern eingeleitet, um möglichst zügig zu einer Neustrukturierung zu kommen. Geplant ist, den Open Market (First Quotation Board) komplett abzuschaffen. Nur Anleihen und Emittenten, die bereits an einer anderen Börse notieren, sollen noch im Open Market gehandelt werden können. Allen anderen Emittenten steht nach den derzeitigen Plänen nur noch der Entry Standard offen. Voraussetzung hierfür ist, dass zum einen ein Prospekt veröffentlicht wird und zum anderen fortlaufende Transparenzpflichten, wie etwa ein Halbjahresbericht und (Quasi-)Ad-hoc-Mitteilungen, erfüllt werden.

Sollte die Börse ihre aktuellen Überlegungen in die Tat umsetzen, findet voraussichtlich im Oktober 2012 ein Umlisting aller bisher im Open Market notierten Emittenten in den Entry Standard statt. Aber: Wer bis dahin keinen Prospekt veröffentlicht hat, wird zwangsweise vom Kurszettel genommen. Betroffene Emittenten sollten daher umgehend entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten. „Solche Prospekte können in wenigen Wochen erstellt werden und der Aufwand ist geringer als etwa bei einem Börsengang“ berichtet Kuthe aus der Praxis. „Trotzdem empfiehlt sich eine frühzeitige Planung, denn Zeit- und Kosteneinsatz steigen ebenso wie die Beeinträchtigung des operativen Geschäfts, wenn der richtige Zeitpunkt verpasst wird“, rät der Kapitalmarktexperte.

Die Praxis wird zeigen, ob das Ziel der Maßnahmen – Unterbindung von Marktmissbrauch – erreicht wird. Während sich hier bereits die ersten Zweifler melden, scheint die Frankfurter Börse keine Handlungsalternative zu sehen. Letztlich hängt es an den Handelsteilnehmern: Nur wenn alle entschlossen am selben Strang ziehen wie die Deutsche Börse, wird es gelingen, künftig solche Entwicklungen zu verhindern.

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