Anleihekäufe

Prinzipienreiterei kommt Bundesbank teuer zu stehen

Es war ein Zugeständnis, auf das der frühere Bundesbank-Präsident Jens Weidmann durchaus stolz war. Bei manchen Kritikern aber sorgte die Regelung gleich für Kopfschütteln.

Weidmann rang 2015 dem damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi beim ersten großen Anleihekaufprogramm mit dem Kürzel PSPP eine Besonderheit ab. Jede nationale Euro-Notenbank sollte nur Staatsanleihen ihres Landes kaufen. Die Bundesbank also deutsche Staatsanleihen. Weidmann begründete dies damit, dass so eine Vergemeinschaftung staatlicher Solvenzrisiken eingeschränkt werde. Der Haken: Deutsche Staatsanleihen bringen deutlich weniger Rendite als italienische oder spanische Bonds.

Die Bundesbank erzielt viel geringere Zinsgewinne aus ihren Anleihebestände aus PSPP. Das wurde lange überdeckt, fällt aber jetzt auf, wo die Bundesbank Verluste schreibt. Der Zinsabstand zwischen 10-jährigen deutschen und italienischen Staatspapieren lag seit 2015 meist bei über einem Prozentpunkt. So groß ist die Differenz in anderen Euro-Ländern nicht. Dennoch geht es um viel Geld.

Ende 2023 beliefen sich die PSPP-Anleihebestände der Bundesbank auf 513 Mrd. Euro. Selbst ein kleiner Zinsunterschied macht da viel aus. Befürworter sagen: Es wurden dadurch Risiken reduziert. Kritiker argumentieren, dass Deutschland und andere im Falle von Problemen in Italien ohnehin haften müssten, weil sonst der Euro auseinanderbricht. Aus dieser Sicht macht es keinen Sinn, auf Rendite zu verzichten. jam

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