Provisionen – Verloren und verkauft
Inzwischen haben die Banken mit Finanzminister Christian Lindner einen mächtigen Verbündeten. Beim BdB-Jahresempfang in Berlin machte Lindner keinen Hehl aus seiner Sympathie für die Provisionsberatung und sicherte den Banken seine Unterstützung zu. Wir gehen davon aus, dass die Kommission im kommenden Monat bereits entschärfte Vorschriften vorlegen wird. Im Zuge der sich anschließenden Beratungen und weiterer Anhörungen werden die Regeln dann zusätzlich weichgespült werden.
Das hat nicht nur Vorteile für die Banken. Auch die Kunden werden davon profitieren. Die Kommission wird sich allerdings für mehr Transparenz bei den Provisionen stark machen. Das ist auch gut so. Am Ende wird es aber nicht zu dem befürchteten Verbot kommen. Eine kostspielige Honorarberatung, wie sie derzeit nur bei der Verwaltung größerer Vermögen zum Tragen kommt und auch sinnvoll ist, würde viele Kunden abschrecken, sachkundigen Rat für die langfristige Geldanlage einzuholen.
Effektive Altersvorsorge ist aber politisch gewollt und angesichts einer labilen staatlichen Rente auch unbedingt erforderlich. Das Provisionsverbot war gut gemeint, aber der Nutzen für den Endkunden ist nicht ohne Weiteres erkennbar. Es geht darum, dem normalen Sparer Brücken zu bauen, zu einem kleinen Vermögen zu kommen. Neben der zusätzlichen Transparenz sollte die Regulierung viel mehr darauf ausgerichet sein, den Aufklärungsprozess zu verbessern und kundennäher zu gestalten. Er ist derzeit viel zu schematisiert und bürokratisch. Bei einem Zwangsumstieg auf die Honorarberatung müssen nicht nur Kunden sich sorgen.
Auch Banken fürchten wohl zu Recht einen Einbruch ihrer Provisionserlöse, denn vor allem in Deutschland ist insbesondere im Retail-Bereich die Provisionsberatung Standard. Große Verwerfungen bei den Ertragsquellen der Banken sollte angesichts des veränderten Zins- und Risikoumfeldes aber niemand riskieren. Der Kreditwirtschaft, die gerade wieder zu Kräften gekommen ist, wäre das nicht zuzumuten. afs