DAX

Regulierung – Auf der Suche nach dem richtigen Hebel

Die Grundsatzfrage kam aus dem Publikum, als Bayer-Aufsichtsratschef und Deutsche Bank-AR-Vize Norbert Winkeljohann auf der Regulierungskonferenz der Frankfurt School seine Ideen präsentiert hatte. Wenn der AR zum ESG-Treiber werden und nicht mehr nur die Interessen der Aktionäre, sondern auch die der übrigen Stakeholder im Blick haben muss, wie organisiert er seine Informationsgrundlagen? Schließlich beeinflussen die erhobenen Daten zu diversen ESG-Kennzahlen nicht nur die Vorstandsgehälter, sondern mittelbar auch den Unternehmenswert. Ob es nicht inzwischen eine „Tendenz zur Übergenauigkeit“ gebe, fragte Christian Strenger, Corporate-Governance-Pionier und selbst Ex-AR bei Evonik, Metro u. a. weiter; ob es Sinn mache, immer filigranere Detailkriterien zu entwerfen, noch dazu auf dynamischer Basis, statt einfach Sinn und Zweck von ESG vor Augen zu behalten?

Winkeljohanns Replik war deutlich: „Es darf nicht in Prosa enden.“ Gefragt sei Substanz, nachvollziehbar und messbar. Dass sich ein DAX-Konzern mit der Erhebung derselben wohl deutlich leichter tut als der deutsche Durchschnitts-Mittelständler, hatte auf demselben Podium allerdings schon Lutz Goebel, selbst KMU-Chef, gewarnt. In der Folge drohe „autonomer Bürokratieabbau“ durch schlichtes Ignorieren von Vorschriften, am Ende sogar seitens unterbesetzter Behörden, warnte Goebel, als Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats auch damit beschäftigt, neue Gesetzgebung einer Kosten-Nutzen-Analyse zu unterziehen.

Wobei die Kosten klar bezifferbar, der Nutzen aber oft nur schwer abzuschätzen sei. Eine Aufgabe von vielen für das erst im Sommer eröffnete FS-Zentrum für Regulierung, das mit sektorübergreifendem Blick forschen will. Gefördert wird das Zentrum von fast allem, was in den regulierten Branchen Rang und Namen hat, von Deutsche Bank und Deutsche Börse über Bayer, RWE und andere bis hin zu Google, und es gehört durchaus zu den Zielen des Zentrums, in Gesetzgebungsprozessen gefragt zu werden. Für die nächste Zeit haben sich die inzwischen vollzähligen Professoren aber erst einmal eine Reihe von Fallstudien vorgenommen. Schließlich, so Zentrums-Co-Direktor und Vodafone-AR Roland Koch gleich eingangs der Konferenz, ist „am Ende alles konkret.“

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse