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Sintra – Lagarde öffnet Tür…

Pünktlich zum Notenbanken-Forum der EZB im portugiesischen Sintra trudelten die neuesten Inflationszahlen für die Eurozone ein. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat meldet, sank die Teuerung im Juni auf 2,5% nach 2,6% im Mai.

Damit nähert sich die Inflation wieder dem EZB-Zielwert von 2% an. Hartnäckig bleibt allerdings die sogenannte Kernrate ohne die besonders schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise, die mit 2,9% auf dem Niveau des Vormonats verharrte. Dahinter steckt der weiterhin hohe Preisauftrieb im Dienstleistungssektor (4,1%), der, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Sintra anmerkte, besonders stark von der Lohnentwicklung abhängt.

Die EZB sei bei der Bekämpfung der Inflation gut vorangekommen, lobte Lagarde sich selbst. Im ersten Quartal habe in der Eurozone eine leichte Konjunkturbelebung eingesetzt und die Arbeitslosigkeit befinde sich auf einem historischen Tief, da die Unternehmen Arbeitskräfte „horten“, um sich für Zeiten knapper Beschäftigungsressourcen zu wappnen. Dies verschaffe der EZB Zeit, zusätzliche Daten zu sammeln, um sicher zu sein, dass die Risiken einer nachhaltig zu hohen Inflation tatsächlich überwunden sind. Damit bestätigte Lagarde indirekt die allgemeine Erwartung, dass die EZB auf ihrer nächsten Ratssitzung am 18.7., der letzten Zinssitzung vor der Sommerpause, nicht an den Leitzinsen rütteln wird.

Interessant war Lagardes Hinweis in der Diskussionsrunde mit Fed-Präsident Jerome Powell, es sei keineswegs notwendig, dass die Inflation im Dienstleistungssektor auf 2% sinken müssen, da die Teuerung im Industriesektor darunter liege. Das bekräftigt die Erwartung auf eine Zinssenkung im September. Dann liegen dem EZB-Rat auch neue Projektionen der hauseigenen Volkswirte zu Inflation und Wirtschaftswachstum vor. Sollten sich dabei die aktuellen Trends bestätigten, dürfte einer Zinssenkung auf der September-Sitzung (12.9.) nichts mehr im Wege stehen.

Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung konstatierte auch Powell für die USA. Auf eine erste Zinssenkung im September wollte sich der Fed-Chef, wenig überraschend, in Sintra aber noch nicht festnageln lassen. fm

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