Sorge um Frankreich – Was macht Lagarde?
Im Euro-Raum gibt es ein neues Sorgenkind. Seit der französische Präsident Emmanuel Macron nach der Europawahl das Parlament aufgelöst hat, stehen Staatsanleihen des Landes unter Verkaufsdruck. Am Dienstag heizten Gerüchte über einen möglichen Rücktritt Macrons die Probleme noch weiter an, auch wenn sie schnell dementiert wurden.
Die neue politische Konstellation in Frankreich bietet Raum für Spekulationen über die Zukunft von EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Sie wird immer wieder auch für eine politische Rolle in der EU und in Frankreich gehandelt. Vor einiger Zeit wurde Lagarde in einem Interview mit einem französischen Fernsehsender gefragt, warum sie das Angebot ausgeschlagen habe, neue Außenministerin des Landes zu werden. Woraufhin sie nicht etwa dementierte, sondern antwortete: „Es wäre mir eine große Ehre, wieder Frankreich zu dienen, aber ich habe eine Mission.“ Eine Anspielung auf den Kampf gegen die Inflation, den sie noch nicht für gewonnen erklärt hat. Ihre Formulierung ließ eine Hintertür offen. Denn inzwischen ist die Inflation im Euro-Raum auf einem Niveau angelangt, wo Lagarde dies jederzeit erklären könnte, ohne dafür Fakten allzu stark dehnen zu müssen.
Leute, die mit ihr zusammenarbeiten, raten ihr dennoch von einem Wechsel in die Politik ab. So hat Lagarde, obwohl sie einst französische Finanzministerin war, nie selbst größere Wahlen gewonnen. Zudem gibt es manche, die fürchten, dass ihr Stil schnell elitär und abgehoben wirkt. Vor zwei Jahren etwa stand sie in der Kritik, weil sie mitten in der Phase extrem hoher Inflation ein Interview mit der französischen Zeitschrift „Madame Figaro“ führte, die sich sonst mit Filmstars und Adeligen beschäftigt. Auch wenn Lagarde wieder für die fanzösische Politik gehandelt werden dürfte, ist ein Wechsel unwahrscheinlich. jam