Finanzpolitik

Staffelzinsen – EZB lässt Banken im Regen stehen

Als EZB-Präsident Mario Draghi den Instituten Erleichterungen beim negativen Einlagenzins für kurzfristig bei der Zentralbank geparkte Überschussliquidität in Aussicht stellte, witterte der Bankenverband endlich Morgenluft. Doch mittlerweile mehren sich die Anzeichen, dass aus der Einführung von Freibeträgen, die vom Negativzins verschont bleiben, wohl nichts wird.

29. Mai 2019
EZB-Tower in Frankfurt
© CC0

EZB-Vize Luis de Guindos sieht keinen Anlass, an den Negativzinsen zu rütteln, die maßgeblich zur Erholung der Konjunktur beigetragen hätten. Auch Estlands Notenbankchef Ardo Hansson warnte jüngst davor, die Geldpolitik mit Staffelzinsen zu überfrachten. Zuvor hatte bereits Bundesbank-Präsident Jens Weidmann darauf hingewiesen, dass die potenzielle Entlastung der Banken bei den Strafzinsen vergleichsweise „überschaubar“ sei. Für ihre Profitabilität seien die Banken selbst verantwortlich, so Weidmann.

Auf seiner Auswärtssitzung in der litauischen Hauptstadt Vilnius am 6.6. wird sich der EZB-Rat vor allem mit der konkreten Ausgestaltung der neuen Langfrist-Kredite für Banken (TLTRO III) befassen, die ab September vierteljährlich aufgelegt werden sollen. Es zeichnet sich ab, dass die Konditionen diesmal weniger großzügig ausfallen werden als bei den Vorgänger-Serien. Auf der April-Sitzung forderten einige Ratsmitglieder, die neuen Geldspritzen als Instrument zu einer weiteren Lockerung des geldpolitischen Kurses zu nutzen. Andere Notenbanker sehen in den Langfrist-Krediten hingegen eher eine Rückversicherung für konjunkturell schlechtere Zeiten. In die Entscheidung sollen deshalb auch die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte einfließen. Im ersten Quartal zeigte sich die Konjunktur in der Eurozone überraschend robust. Entwarnung werden die EZB-Ökonomen aber dennoch nicht geben. Die geopolitischen Risiken sind seither kaum geringer geworden.

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