Tarifgeschäft

Tarifpolitik – Der Charme von Einmalzahlungen

In angespannten Wirtschaftszeiten haben die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst, allen voran Ver.di, selten Vernunft walten lassen. Das war in der Inflation von 1974 und ist heute so und hat viel mit den hohen arbeitsrechtlichen Hürden zu tun, die Kündigungen durch den Arbeitgeber so gut wie unmöglich machen.

Das Sozialpartnermodell kommt bei den Gewerkschaften unterschiedlich schnell in Fahrt.
Das Sozialpartnermodell kommt bei den Gewerkschaften unterschiedlich schnell in Fahrt.

In der Privatwirtschaft sieht das ganz anders aus. Ein deutsches Paradeunternehmen wie BASF, ein Zykliker, der zudem von der Energiekrise voll getroffen wird und dessen Ergebnis zuletzt um 28% einbrach, hat Stellenabbau angekündigt. Viele kleinere und weniger finanzstarke Unternehmen werden in den nächsten Monaten um Entlassungen nicht herumkommen. Das erzieht im Tarifgeschäft zur Vernunft und zumindest in Kreisen der IG BCE zu Lösungen, die von der unter massivem ökonomischen Druck stehenden Arbeitgeberseite zu schultern wären.

Ein Kernelement, um im Bereich der Tarifgehälter zu einer Einigung zu gelangen, könnten Einmalzahlungen sein, die zudem bis zu einem Betrag von 3 000 Euro, gestreckt über einen Zeitraum von maximal drei Jahren, vom Staat durch die Befreiung von Steuern und Abgaben gefördert werden. Während sich die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst zu so viel Pragmatismus kaum werden durchringen können, wird sich zeigen, ob die IG Metall ihren harten Kurs in ihrem Zuständigkeitsbereich durchhalten kann. Denn auch in der Metallindustrie wackeln viele Arbeitsplätze.

Zu hohe Lohnabschlüsse, die die Unternehmen nicht nur einmal, sondern auf Dauer belasten, werden eine neue Rationalisierungsoffensive begünstigen. Der Markt lässt sich eben an keiner Stelle aushebeln und hat in jeder Situation eine Antwort in Gestalt von Anpassungen parat. Hohe Zinsen, Inflation und Rezession sind Begriffe, die Angst auslösen und dadurch zur Umkehr zwingen, um die Wirtschaft wieder ins Lot zu bringen. Um die dabei entstehenden Schmerzen zu lindern, sind alle Beteiligten gut beraten, Vernunft walten zu lassen. Auch Ver.di bildet da keine Ausnahme. 

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