Geldpolitik

Unkonventionelle Geldpolitik – Ausstieg wird zum Drahtseilakt

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Der Einstieg in den Ausstieg aus dem Anleihenkaufprogramm der Fed ist keineswegs nur eine inneramerikanische Angelegenheit. In Zeiten globaler Kapitalmärkte haben die Beschlüsse führender Zentralbanken stets auch Auswirkungen auf die Investorenentscheidungen in anderen Weltregionen. Das bekamen die Europäer erst jüngst wieder zu spüren. Kurz nachdem Fed-Präsident Ben Bernanke seine Ausstiegspläne nochmals bekräftigt hatte, rauschten rund um den Globus die Aktienkurse in den Keller und die Renditen europäischer Staatsanleihen schossen in die Höhe.

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Besonders aufgeregte Kapitalmarktbeobachter unkten denn auch schon, EZB-Präsident Mario Draghi müsse nun wohl sein OMT-Programm zum Ankauf von Staatsanleihen aktivieren, um drohendes Unheil von Spanien und Italien abzuwenden. Dabei hatte Bernanke kaum eine überraschende Neuigkeit ausgesprochen.

Dass es dennoch zu diesen erratischen Marktbewegungen kam, lag denn auch keineswegs nur an Bernanke und einigen rebellierenden Investoren, die einen Machtkampf mit der Fed vom Zaun gebrochen haben (siehe PLATOW vom 26.6.), sondern vor allem an dem fast zeitgleichen Zusammentreffen mit dem unglücklichen Agieren der chinesischen Notenbank, die den Banken in der Volksrepublik zeitweise den Geldhahn zugedreht hatte. Nachdem die chinesische Zentralbank die geldpolitischen Zügel wieder gelockert hatte und Draghi versicherte, die EZB werde noch geraume Zeit die Geldschleusen weit offen halten, beruhigten sich die Märkte wieder.

Die Episode zeigt indes, wie fragil die Lage an den internationalen Kapitalmärkten noch immer ist und dass sich auch Europa einer Zinswende in den USA nur schwer entziehen kann. Denn steigende Zinsen in den USA beeinflussen auch die Anlageentscheidungen in Europa. Die jüngsten Volatilitäten sind aber auch ein Warnschuss vor den Bug des deutschen Bundesverfassungsgerichts, das derzeit über den Klagen der Gegner von Draghis OMT-Programm brütet. Würden die Verfassungshüter tatsächlich zu einem Urteil kommen, das die Anleihenkäufe der EZB einschränkt, könnte dies zu unkontrollierten Marktturbulenzen führen, die dann auch die europäische Notenbank kaum noch in den Griff bekommen würde. Schließlich hieß Draghis Zauberwort „unbegrenzt“, das zu der ersehnten Beruhigung der Märkte geführt hatte.

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