Geldpolitik

Unternehmensanleihen – The next big thing?

"

Stuttgart, Düsseldorf, München: Fast alle deutschen Börsen bieten neuerdings spezielle Segmente für Unternehmensanleihen an. Zuletzt zog nun der Branchenführer aus Frankfurt nach: Ab 2011 können über den Entry Standard auch Unternehmensanleihen gehandelt werden. „Unternehmensanleihen für kleinere und mittelgroße Unternehmen sind zur Zeit ein attraktives Finanzierungsinstrument und werden stark nachgefragt“, erläutert Thorsten Kuthe, Kapitalmarktexperte bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek in Köln.

"

Ähnlich der etablierten Segmente für Aktienemissionen sollen die neuen Segmente speziell die mittelständischen Unternehmen ansprechen. Die Anforderungen der verschiedenen Börsen sind dabei unterschiedlich. Alle Börsen fordern die Veröffentlichung eines von der BaFin gebilligten Wertpapierprospektes. Mit Unterstützung entsprechend spezialisierter Berater kann ein solcher in wenigen Wochen vorbereitet werden. Des Weiteren wird von allen Börsen grundsätzlich ein Unternehmensrating gefordert. Die Frankfurter Börse hat bislang keine Vorgabe für ein Mindestrating bekannt gemacht. Düsseldorf fordert ein Rating mit wenigstens BB.

Zentrale Frage für die Unternehmen ist, wie die Anleihe platziert werden kann. „Die Börsen bieten hier eine Platzierung über ihre Kanäle an. Damit soll alternativ oder ergänzend zu Investmentbanken ein verhältnismäßig kostengünstiger Vertriebskanal bereitgestellt werden“, erläutert Kuthe das Konzept der Handelsplattformen. Die Frankfurter Börse bindet die Anleihen in das bestehende Entry Standard-Segment ein. Ähnlich wie die Börse Düsseldorf kombiniert sie damit Anleihen und Aktien in einem Mittelstandssegment. Die Konzerne müssen Jahresabschlüsse und Halbjahresabschlüsse veröffentlichen. „Daneben sind aktuelle Neuigkeiten als Corporate News zu verbreiten, sog. Quasi-Adhoc-Mitteilungen, so Kuthe. „Zwar werden diese nicht von der BaFin überwacht, aber es gelten im Grundsatz die gleichen Anforderungen wie bei echten Adhoc-Mitteilungen. Diese sind bei Anleihen allerdings geringer als bei Aktien“, berichtet der Anwalt aus der Praxis.

Die Börsen unterstützen Emittenten im aktuell günstigen Marktumfeld bei der Platzierung von Anleihen. Allerdings lassen sich schon aus der Zahl der neuen Börsensegmente erste Warnsignale für eine Marktüberhitzung erkennen. Es bleibt daher zu hoffen, dass Unternehmensanleihen nicht nur „The next big thing“ sind, sondern sich langfristig als Finanzierungsalternative für den Mittelstand etablieren.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse