Geldpolitik

Unverständnis über Starks Rücktritt in der Community ist groß

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So viel Sachverstand über Geld und Märkte wie beim von der Privatbank Hauck & Aufhäuser ausgerichteten Empfang anlässlich des 80. Geburtstags von Hans Tietmeyer am Montagabend in Frankfurt (Campus Westend) versammelt sich selten. Neben der mit Weisheit gesegneten „alten Garde“ aus der Finanz- und Notenbankszene um den Jubilar mit Laudator Horst Köhler (Bundespräsident a. D.) und dem früheren Bundesfinanzminister Theo Waigel an der Spitze trafen wir auch Jürgen Stark, der mit seiner spektakulären Rücktrittsankündigung als Chefvolkswirt der EZB an den Märkten ein mittleres Erdbeben ausgelöst hatte.

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Starks Entscheidung steht, wie uns bestätigt wurde, in unmittelbarem Zusammenhang mit der Wiederaufnahme und der Forcierung von Anleihekäufen finanzschwacher Euroländer durch die EZB, war daher über längere Zeit gereift und traf Eingeweihte wie Bundesbankvorstand Rudolf Böhmler nicht unvorbereitet. So ausgeprägt die Sympathien in der Community für Starks konsequentes Eintreten für eine stringente und ordnungspolitisch einwandfreie Geldpolitik auch sind, so groß ist das Unverständnis über die Art seines Rücktritts. Und es sind nicht nur die angelsächsisch angehauchten Stimmen, die mit Starks Entscheidung hadern. Auch altgediente Deutschbanker wie Hilmar Kopper (heute HSH Nordbank) bemängeln das unglückliche Timing, das es Angela Merkel nicht gerade erleichtere, deutsche Positionen durchzusetzen.

An der Kanzlerin ließ auch an diesem Abend kaum ein mit den Euro-Angelegenheiten vertrauter Manager ein gutes Haar. Frau Merkel lasse die Dinge treiben, entscheide nicht und wenn, zu spät und habe, jahrzehntelang geprägt vom Staatskapitalismus im anderen Teil Deutschlands, einfach kein Händchen für Marktprozesse. Durch diesen Zickzackkurs werde zurzeit unnötig viel Geld verschleudert.

Viel Verständnis konnten wir einfangen für die FDP-Vorschläge einer geordneten Insolvenz Griechenlands. Eine solche Abwicklung sei gut zu beherrschen, so Kopper. Im übrigen würde eine Insolvenz Griechenlands den Bankensektor kaum noch treffen. Viel sei abgeschrieben oder wurde von der EZB mit hohen Abschlägen angekauft. Ein Überschwappen auf andere Länder sei weniger zu befürchten, weil die Situation in Irland, aber auch in Portugal, Spanien oder Italien völlig anders sei. Während die Griechen gegen die Auflagen protestierten, versuchten die anderen Südländer sogar mehr zu tun.

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