Bankensektor

Verbriefungen – Wie eine Neuauflage gelingen könnte

Eine zu strenge Regulierung, zu hohe Kosten und viele Vorurteile. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum Verbriefungen in Deutschland und Europa derzeit nicht so richtig in Schwung kommen. Dabei wollen auch Politiker Verbriefungen wiederbeleben und setzen zarte Signale.

03. Mai 2024
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Bundesfinanzminister Christian Lindner etwa sprach auf dem Deutschen Bankentag davon, dass Verbriefungen viel weniger im wirtschaftlichen Alltag zu finden seien „als eigentlich möglich und nötig“. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, dass er eine „Verstärkung des Verbriefungsmarktes“ wolle.

Um genau das zu erreichen, braucht es nach Ansicht des Bankenverbandes einen ganzheitlichen Ansatz. Der Verband hat ein Positionspapier herausgegeben, in dem er die größten Probleme beleuchtet und mögliche Lösungen andeutet. Zunächst wäre da das STS-Rahmenwerk für Verbriefungen. Es soll für transparente und standardisierte Verbriefungen sorgen und umfasst gut 112 Kriterien. „Das STS war eine gute Initiative für einen Goldstandard für Verbriefungen“, sagt Nicole Quade, Autorin des Positionspapiers, zu PLATOW.

Doch die Anforderungen seien zu sperrig, um Kredite zu verbriefen, die für die Transformation der Wirtschaft benötigt werden. So müssten Banken zum Beispiel die vergangenen drei Jahre des Kreditnehmers durchleuchten und überprüfen, ob er in dieser Zeit einmal zahlungsgefährdet war. Trifft das zu, dürfe ein Kredit nicht unter dem Label STS verbrieft werden. „Was wir brauchen, ist mehr Standardisierung, um den Verbriefungsprozess effizienter zu machen. Zum Beispiel eine schnellere Aufsetzung und Abwicklung“, sagt Quade. Eine solche Standardisierung könnte marktgetrieben sein oder gesetzlich.

In diesem Fall könnten Banken sich über Ländergrenzen hinweg zusammentun, um Kredite für eine Verbriefung zusammenzutragen. Auch eine nationale Plattform für Verbriefungen könnte helfen. Erste Überlegungen aus der Branche dazu gibt es bereits. Weil Verbriefungen auch für Investoren mächtig kompliziert sind, brauchen diese laut Michaela Zattler vom Bankenverband in der Regel ein ganzes Team, um sich damit auseinanderzusetzen.

Das wiederum würde viel Geld kosten – und weil das Angebot in Europa so dünn ist, lohne sich das für viele Häuser nicht. „Das ist ein bisschen so wie das klassische Henne-Ei-Problem, das Team leistet man sich nur, wenn es auch genug Liquidität gibt“, sagt Zattler. Immerhin: Zattler und Quade sind optimistisch, dass es mit den Verbriefungen noch etwas werden kann. Womöglich, so heißt es, könnte es schon gegen Ende des Jahres noch konkretere Vorschläge der Branche zur Lösung all der Probleme geben. jan

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