Wann kommt die Zinswende?
Einen Tag später, am 16.12., kommt der EZB-Rat zusammen. Auch in der Eurozone liegt die Inflationsrate mit 4,9% im November deutlich über dem EZB-Zielwert von 2%. Die Einordnung der Preisdaten fällt diesseits und jenseits des Atlantiks allerdings sehr unterschiedlich aus. Während Fed-Chef Jerome Powell nicht mehr daran glaubt, dass die hohe Inflation ein bloß vorübergehendes Phänomen ist, erwartet EZB-Präsidentin Christine Lagarde weiterhin ein deutliches Abflauen der Teuerung im kommenden Jahr.
Die Fed dürfte am Mittwoch eine Beschleunigung des Taperings beschließen. Damit könnte die US-Notenbank ihre Anleihekäufe bereits Ende des ersten Quartals komplett beenden. Noch mehr dürften sich die Kapitalmärkte jedoch für den Zinsausblick der Fed interessieren. Zuletzt signalisierten die FOMC-Mitglieder einen ersten Zinsschritt im kommenden Jahr. Mit dem vorzeitigen Ende der Anleihekäufe verschafft sich die Fed Spielraum für bis zu drei Zinserhöhungen 2022. Damit steigt auch der Druck auf die EZB, ebenfalls früher an der Zinsschraube zu drehen. Doch bislang will Lagarde von steigenden Leitzinsen schon 2022 nichts wissen.
Es wird erwartet, dass der EZB-Rat das bis Ende März 2022 befristete Pandemie-Notkaufprogramm PEPP auslaufen lässt. Für kontroverse Diskussionen dürfte hingegen der Umgang mit dem konventionellen APP-Programm sorgen, über das die EZB monatlich Anleihen im Volumen von 20 Mrd. Euro erwirbt. Um den Wegfall von PEPP abzufedern, könnte die EZB die APP-Anleihekäufe aufstocken. Besonders umstritten ist indes die Forderung, die strengen Kriterien des APP-Programms aufzuweichen und einige flexible Elemente von PEPP zu übernehmen. Angesichts dieses Streits spricht jedoch viel dafür, dass Lagarde versuchen wird, Zeit zu gewinnen und die Entscheidung über APP auf die Februar-Sitzung vertagt.