Bankensektor

Wie die BaFin-Kritiker die Verluste weginterpretieren

Der Streit um die aus dem Ruder gelaufene VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden wird immer bizarrer.

Seit Wochen mobilisiert die Interessengemeinschaft der Genossenschaftsmitglieder Igenos für die von ihr erzwungene Sonder-Generalversammlung der VR-Bank am 26.3. in Erfurt. Igenos will dort einen neuen Aufsichtsrat wählen lassen, um den von der BaFin als Ersatz-AR installierten Sonderbeauftragen zu entmachten und Druck auf den zweiten BaFin-Sonderbeauftragen Christian Gervais auszuüben, der die Geschäfte der VR-Bank führt.

Zur Einstimmung auf die nicht-öffentliche Generalversammlung fand am 6.3. eine von örtlichen Igenos-Aktivisten organisierte Versammlung in Schmalkalden statt. Das große Wort führten dabei der ehemalige Thüringer Finanzminister Andreas Trautvetter (CDU) und der frühere Landrat des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, Peter Heimrich (SPD), der den ihm zugespielten „Entwurf eines Sanierungsvertrags an den BVR“ präsentierte.

Darin finden sich auch konkrete Zahlen zur geschäftlichen Entwicklung der VR-Bank. Demnach soll für 2022 ein Sanierungsbedarf von 127,9 Mio. Euro und für 2023 von 94,9 Mio. Euro entstanden sein. Damit summiert sich der Gesamtverlust auf 222,8 Mio. Euro. Der Wirtschaftsprüfer Baker Tilly prüft derzeit den Jahresabschluss und den Lagebericht der Bank für das Geschäftsjahr 2022.

Verantwortlich für das Desaster macht Heimrich aber nicht den ehemaligen Vorstandschef der VR-Bank, Stefan Siebert, der mit windigen Immobiliengeschäften und dem Einstieg in die Finanzierung von Profi-Fußballvereinen einen heißen Reifen fuhr, sondern eine „Medienkampagne“ gegen die VR-Bank Schmalkalden. Hinter den Neubewertungen auf den Immobilien- und EEG-Bestand sowie andere Beteiligungen und eine schlechtere Einstufung der Kreditrisiken wittert Heimrich eine Intrige, um die Vermögenswerte der VR-Bank billig an die genossenschaftliche Bad Bank BAG Hamm verkaufen zu können und das Institut in eine Zwangsfusion zu drängen.

Dass die VR-Bank keineswegs so gesund ist wie Heimrich und Trautvetter glauben machen wollen, zeigt ein Hinweis auf der Igenos-Homepage auf die BVR-Institutssicherung zur Beruhigung der um ihre Einlagen bangenden Kunden und Mitglieder des Instituts. Offensichtlich wird geradezu erwartet, dass ausgerechnet die angefeindete BVR-Sicherungseinrichtung am Ende schon die Zeche bezahlen wird. fm

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse