Wie die EZB den Interbankenmarkt beleben will
Dabei geht es aber nur um den oft als Leitzins titulierten Hauptrefinanzierungssatz. Denn die Notenbank hatte bereits im Frühjahr beschlossen, am 18.9. den Abstand zwischen dem Hauptrefinanzierungssatz und dem Einlagenzins von 0,5 auf 0,15 Prozentpunkte zu reduzieren. Dies ist Teil des neuen operativen Rahmens der EZB.
Auch wenn der Hauptrefinanzierungssatz oft als Leitzins bezeichnet wird, hat er schon seit einiger Zeit nur noch wenig Bedeutung. Entscheidend für die Geldpolitik ist der Einlagenzins, der aktuell bei 3,75% liegt. Dies hängt mit der jahrelangen lockeren Geldpolitik zusammen die zur Folge hat, dass noch immer deutlich mehr Liquidität im Finanzsystem vorhanden ist, als benötigt wird. Die EZB reduziert derzeit die Liquidität und will diesen Kurs weiter fortsetzen. Wie viel übrigbleibt, soll sich stärker an der Nachfrage der Banken orientieren.
Hierfür will die EZB den Geldmarkt beleben, wo sich die Institute gegenseitig Geld leihen. Dieser ist nach der Finanzkrise praktisch ausgetrocknet. Die Reduktion der Differenz zwischen Hauptrefinanzierungssatz und Einlagenzins soll dafür sorgen, dass die Zinsen in einem solchen Umfeld nicht zu stark schwanken. Einige Kritiker monieren, dass die Pläne der EZB zu halbherzig wären.
Aktuell reduziert die EZB die Überschussliquidität, indem sie auslaufende Anleihen, über die sie im Bestand verfügt, nicht ersetzt. Außerdem hat sie ihre Langfristkredite für Banken zurückgefahren. Auch in Zukunft will die Notenbank für eine gewisse Überschussliquidität sorgen. Dafür plant sie neue Langfristkredite und Käufe von Anleihen.
Eine von den Banken lange befürchtete Anhebung des Mindestreservesatzes, also der unverzinsten Pflichteinlage der Institute bei der Notenbank, ist derzeit kein Thema mehr. Dieser soll bei 1% der Einlagen bleiben. Auf diesem Niveau liegt er bereits seit Anfang 2012. Damals wurde der Mindestreservesatz von 2 auf 1% halbiert. jam