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Wie die kleine 1822direkt die große ING und die Sparkassen ärgert

In der Sparkassen-Organisation steht die 1822direkt im Ruf, gerne hart am Wind zu segeln. Während die Sparkassen für ihre mickrigen Tagesgeld-Zinsen am Pranger stehen, hat die 100%-Tochter der zum Helaba-Konzern gehörenden Frankfurter Sparkasse aktuell ihren Zinssatz für neue Tagesgeldkonten von 3,3% auf 3,6% angehoben.

Eine Frankfurter Sparkassen Filiale in Frankfurt am Main, Deutschland
Eine Frankfurter Sparkassen Filiale in Frankfurt am Main, Deutschland © Frankfurter Sparkasse

Angesichts der im zweiten Halbjahr erwarteten Leitzinssenkung der EZB sei jetzt ein „gutes Zeitfenster, um mit einem attraktiven Angebot für Aufmerksamkeit zu sorgen“, begründet 1822direkt-Chef Wolfgang Degenkolb den Marketing-Coup im PLATOW-Gespräch.

Der Zinssatz des Lockangebots gilt für ein halbes Jahr bei einem Anlagevolumen von bis zu 250.000 Euro und ähnelt damit in der Struktur auffallend der Offerte von Direktbank-Primus ING Deutschland, die aber nur 3,3% Zinsen bietet. Nach Ablauf der sechs Monate sinkt der Zins jedoch auf den Basissatz von derzeit 0,6%. Bei der ING gibt es dann immerhin noch 1,25%. „Wir ärgern gerne mal die Großen der Branche, auch wenn das für die allenfalls Mückenstiche sind“, gibt sich Degenkolb kämpferisch. Den riesigen Marketingetats der ING oder der BayernLB-Direktbanktochter DKB kann die kleine 1822direkt (rund 600.000 Kunden) nicht viel entgegensetzen. Da bleibt Degenkolb kaum etwas anderes übrig, als die Zeit zu nutzen, wenn die Platzhirsche beim Marketing die Füße stillhalten, um mit Kampfkonditionen für Wirbel zu sorgen.

Im Sparkassen-Lager gefällt das längst nicht allen, zumal die 1822direkt bundesweit aktiv ist. Dem hält Degenkolb entgegen, dass der überwiegende Teil der Neukunden von anderen Direktbanken komme. Damit gewinne die Sparkassen-Organisation insgesamt sogar mehr Kunden, während sich der Kanibalisierungseffekt in Grenzen halte, beteuert Degenkolb.

Die geringe Größe der 1822direkt hat aus Sicht von Degenkolb indes auch Vorteile. So sieht der 1822direkt-Chef sein Haus als innovativen Vorreiter bei der Digitalisierung. Als eines der ersten Institute habe die Fraspa-Tochter das elektronische Postfach an den Markt gebracht, über das die Kunden online auf alle wichtigen Unterlagen und Kontoauszüge zugreifen können. Auch die Möglichkeit, per Smartphone-App ein Konto zu eröffnen, habe die 1822direkt bereits vor mehreren Jahren eingeführt.

Dennoch setzt Degenkolb im Kundenservice nicht ausschließlich auf digitale Prozesse. Auch der direkte Draht per Telefon ist bei der 1822direkt weiterhin in Betrieb. Dabei könne es durchaus auch zu Überlastungen im Callcenter kommen, wenn die 1822direkt, so wie gerade, ihre Konditionen geändert hat. fm

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