Geldpolitik

ZEW-Chef Achim Wambach

Mit der Übernahme des Präsidenten-Stuhls beim Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im April ist Achim Wambach endgültig in den Olymp der einflussreichsten Volkswirte Deutschlands aufgestiegen. Garantiert der Posten doch nicht zuletzt dank des viel beachteten ZEW-Index, der als wichtiges Stimmungsbarometer für die deutsche Konjunktur gilt, eine hohe mediale Aufmerksamkeit.

Doch auch in der Politik hat Wambachs Stimme Gewicht, seit er im März als Nachfolger von Daniel Zimmer zum neuen Vorsitzenden der Monopolkommission gekürt wurde. Als Mitglied der Monopolkommission, der Wambach seit 2014 angehört, hat der promovierte Physiker, der erst spät zur Volkswirtschaftslehre gestoßen ist, aber auch erlebt, dass die Politik den Empfehlungen ihrer wissenschaftlichen Berater keineswegs immer folgt. So setzte sich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Streit um die Tengelmann-Übernahme durch Marktführer Edeka per Ministererlaubnis über das klare Veto der Monopolkommission hinweg. Wambachs Vorgänger Zimmer trat daraufhin aus Protest von seinem Amt zurück.Als designierter Vorsitzender des renommierten Vereins für Socialpolitik erhält Wambach im kommenden Jahr noch eine weitere Bühne, um sich in der volkswirtschaftlichen Debatte zu profilieren.

Vor dem Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten brach Wambach denn auch eine Lanze für die Brüsseler Kartellwächter, die mit der WestLB-Abwicklung und der europäischen Dienstleistungsrichtlinie viel erreicht hätten, auch wenn dies in Deutschland nur selten gewürdigt wird. Den britischen Brexit-Verhandlern empfiehlt Wambach, die bereits existierenden EU-Verträge möglichst unverändert zu übernehmen. Gerade auf dem Feld der wichtigen Wettbewerbspolitik seien die EU-Verträge viel besser als oft behauptet wird. Schlecht gerüstet sieht Wambach die Briten für die anstehenden Austrittsverhandlungen. Da fast sämtliche Handelsverträge von Brüssel ausgehandelt wurden, mangelt es den Briten an erfahrenden Verhandlungsexperten. Der Brexit werde zudem die EZB veranlassen, ihr umstrittenes QE-Programm länger als bislang erwartet fortzuführen. Folglich werden auch die Zinsen noch sehr lange extrem niedrig bleiben.

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