Am Bau ist in Europa keine schnelle Erholung in Sicht
Die volkswirtschaftlichen Prognosen sehen, wie Sachverständigenrats-Vorsitzender Wolfgang Wiegard deutlich machte, von Prognosetermin zu Prognosetermin schlechter aus. Ähnlich sieht es bei den Prognosen zur europäischen Bauwirtschaft aus. Beim Euro regiert das Prinzip Hoffnung. Gleichzeitig verliert das europäische Durchschnittszahlenwerk durch die unterschiedliche Entwicklung der europäischen Märkte an Aussagekraft. Die „Club Med“-Krisenländer ziehen die Zahlen nach unten. Das können Deutschland und Skandinavien nicht ausgleichen.
Die 19 europäischen Wirtschaftsforschungsinstitute, die zweimal pro Jahr ihre Researchergebnisse zur europäischen Bauwirtschaft vorstellen, sind denn auch eher pessimistisch gestimmt. Eine schnelle Erholung speziell der Bauwirtschaft in den Krisenländern sei nicht in Sicht. Daran ändern auch die positiven Entwicklungen im deutschsprachigen Raum sowie in Skandinavien und Irland nichts. Für 2013 prognostiziert Euroconstruct ein westeuropäisches Minus von 1,5% und ein osteuropäisches Ergebnis von –2,5% für die gesamte Bauwirtschaft. Zudem hat sich die Eurozone auseinandergezogen. Durchschnitte bilden den Kühlschrank-/Backofen-Effekt ab. Für das laufende Jahr 2012 mussten die Erwartungen aus dem Juni von -2% deutlich auf -4,7% (-4,8% Westeuropa, -2,1% Osteuropa) korrigiert werden. Die Baudaten folgen dem Wirtschaftsfahrplan. Den öffentlichen Bau hat es aktuell mit -7,5% besonders hart getroffen.
Für 2013 erwarten die Wirtschaftsforscher ein Bauvolumen von 1,27 Billionen Euro für die 19 beteiligten Länder. Das entspricht dem Level von Mitte der 90er Jahre. Günstige Zinsen in den südeuropäischen Staaten nach dem Euro-Start markierten den Beginn der goldenen Jahre für die Bauindustrie. Dies führte zuletzt lt. Ifo Institut zu Marktexzessen. Die Finanzkrise machte der Entwicklung ein Ende. Erst ab 2014 dürfte nach Ansicht der meisten Wissenschaftler die Erholungsphase auf dem Niveau von 1996 erneut beginnen. Allerdings ist die Krise nicht überall. Norwegen, die Schweiz und Deutschland gehören zu den Krisengewinnern. Diese Länder ziehen internationales Kapital an. Auch Irland hat auf den Wachstumspfad zurückgefunden.