Immobilien

Beginn einer neuen Zeitrechnung bei geschlossenen Fonds

Seit Anfang dieses Monats gilt eine neue Zeitrechnung bei geschlossenen Fonds. Der geschlossene Fonds kommt durch die Novellierung des Finanzanlagenvermittlerrechts sowie der AIFM-Richtlinie im weißen Kapitalmarkt an, fasst VGF-Vorsteher Oliver Porr im Gespräch zusammen. Das Vermögensanlagengesetz regelt seit 1.6. die Prospektierung neu.

12. Juni 2012

Der Prospekt wird zukünftig von der BaFin gebilligt und neben formeller Vollständigkeit auch auf inhaltliche Kohärenz bzw. Widerspruchsfreiheit geprüft. Zudem wird ein „Beipackzettel“ als maximal dreiseitiges Vermögens-Informationsblatt (VIB) zur Pflicht. Die Neuregelungen erfordern massive Eingriffe und Veränderungen in die bisherigen Konzeptions-, Prospektierungs- und Vertriebsstrukturen, ergänzt Porr. Das größte regulatorische Gesetzgebungsvorhaben stehe dem Markt jedoch noch bevor. Die Branche wartet auf den Gesetzentwurf zur Umsetzung der AIFM-Richtlinie in deutsches Recht.

Über die Auswirkungen der veränderten Prospektierung kann man geteilter Meinung sein, denn am Asset selbst ändert sich dadurch nichts. Geschlossene Fonds sind in der Vergangenheit nicht an ihren Prospekten oder zu hohen Weichkosten, sondern an den Steuerverwerfungen, Markttransformationen sowie an Flauten oder Planungs- und Investitionsfehlern gestorben. Bei bereits hervorragenden Prospektierungsstandards führen zusätzliche Prüfungs- und Genehmigungspflichten eher zu einer Scheingenauigkeit und -sicherheit, die sich beim Anleger gut verkaufen lässt, als zu einer echten Verbesserung. Wie sich dies auf die aktuellen Emissionen auswirkt, ist momentan noch offen. Derzeit kämpft die Branche eher mit einer existenziellen Flaute, wie Scope aktuell recherchiert hat.

Lt. Scope wurden von Januar bis April 2012 insgesamt 52 geschlossene Fonds mit einem gesamten Eigenkapitalvolumen von 910 Mio. Euro von der BaFin gestattet. In den ersten vier Monaten des Jahres 2010 waren es 84 Fonds mit einem gesamten Eigenkapital von fast 2 Mrd. Euro. Weiterhin desolat sind die Emissionsaktivitäten in den Segmenten Schiffe, Flugzeuge/Leasing sowie Private Equity. Im April wurde der erste Schiffsfonds seit einem halben Jahr emittiert. Vergleichsweise hoch ist das Emissionsvolumen bei Immobilienfonds. Von Januar bis April kamen insgesamt 28 Fonds mit einem Eigenkapitalvolumen von fast 610 Mio. Euro auf den Markt. Das sind für diesen Zeitraum mehr als zwei Drittel des gesamten Emissionsvolumens. Aber auch im Immobilienbereich lag das Emissionsvolumen unterhalb des Vorjahresniveaus. In den ersten vier Monaten 2011 betrug das emittierte Eigenkapitalvolumen rund 625 Mio. Euro. Ein Hauptgrund für das insgesamt niedrige Emissionsvolumen geschlossener Beteiligungen ist lt. Scope die weiterhin grundsätzlich schleppende Platzierung der bereits emittierten Fonds. Aus unserer Sicht kann auch Attentismus der Emittenten ein Grund sein.

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