Immobilien

Beste Laune zur Mipim-Eröffnung

Nach den vergangenen Jahren, in denen der Immobilien-Zyklus anscheinend nicht fortschreiten wollte und die Investoren in einer vordergründig sicherheitsorientierten Core-Fixierung verharrten, schwenkt jetzt der Büromarkt in eine normale Entwicklung ein. Das ist eines der ersten Ergebnisse der Mipim im südfranzösischen Cannes, die am Dienstagmorgen ihre Tore öffnete.

Nach den vorläufigen Zahlen werden 19 400 Besucher erwartet. 1 863 Unternehmen haben sich als Aussteller angemeldet. Viele davon sind allerdings auf Stadt- oder Regionalständen vertreten. 4 130 Investoren kommen aus 83 Ländern. Trotzdem machte der Dienstag zumindest einen eher ruhigen Eindruck. Der Start der Mipim verlief in bester Laune. Die Branche zelebriert ihre Sonnenwendfeier. Der Mipim-Mittwoch bleibt der Hauptkampftag. Die Verweildauer der Besucher dürfte wohl kürzer werden.

Das traditionelle Vorabend-Dinner des Zentralverbands ZIA fand in bester Laune statt. Bei einigen Teilnehmern nahm die gute Stimmung auf dem Who-is-Who-Dinner der deutschen Immobilienwirtschaft wohl auch die persönliche Dynamik am Dienstagmorgen heraus. Auf dem inzwischen ebenso traditionellen Eröffnungs-Lunch der Deutsche Hypo zeigte sich Vorstand Andreas Pohl nach einem auch für die Bank guten Jahr 2013 optimistisch. „2014 knüpft von der Stimmung her an das gute Jahr 2013 an. Das zeigt sich auch bei dieser Mipim. Die Gespräche sind durchweg von Optimismus geprägt. Unseren Kunden geben wir in den Gesprächen ein klares Signal: Wir sind offen für Neugeschäft. Refurbishments werden dieses Jahr sicherlich weiter an Bedeutung gewinnen.“ Zuletzt hatte die Deutsche Hypo als alleinige Darlehensgeberin ein Immobilienportfolio für die Hamburger alstria office Reit mit einem Volumen von 60 Mio. Euro finanziert.

Savills Deutschland-Chef Marcus Lemli sieht im PLATOW-Backgroundgespräch eine Verbreiterung des Investmentmarkts und der Investoren. Nach der Fixierung der Investoren auf Core-Immobilien oder auf alternative opportunistische Strategien mit einem extrem breiten Chance-/Risikoraster am anderen Ende der Investitions-Palette werden jetzt die normalen zyklischen Entwicklungen, die schon seit drei Jahren erwartet werden, Realität. Auch die Asiaten würden sich nicht mehr ausschließlich auf London beschränken. Frankreich und Deutschland werden für sie zu interessanten Märkten. Bei sehr engen und teuren Core-Märkten richtet sich inzwischen das Investitionsinteresse auf zweite Lagen in Core-Standorten oder auf Top-Lagen von Secondary-Städten. Bezogen auf die Savills-Entwicklung des vergangenen Jahres berichtet Lemli von einer Verdoppelung des Investitionsvolumens bei leicht sinkendem Vermietungsergebnis. Insgesamt konnte der Unternehmensumsatz um 20 % gesteigert werden.

Auch laut Andreas Kneip, Vorstandssprecher der Catella Kapitalanlagegesellschaft, und Klaus Franken, Geschäftsführer der Catella Property Group, entwickeln sich die positiven Trends der deutschen Immobilienmärkte weiter. Catella KAG konnte trotz der bremsenden Regulierung mit immer höheren Ansprüchen im vergangenen Jahr noch deutlich zulegen. Die Maklergesellschaft des nordeuropäischen, unabhängigen Marktführers blickt sogar uneingeschränkt positiv auf ein gutes Jahr 2013 mit hohen Steigerungsraten zurück.

Russland präsentierte sich wieder mit Mega-Projekten. Spanien und Irland werden zu heißen Tipps der institutionellen Investoren. Sicher ist, dass zumindest in den nächsten Jahren die Immobilien-Matadore für Deutschland als sicheren Hafen der internationalen Investoren-Szene bei gleichzeitig guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine positive Entwicklung sehen. Kaum ein Berater oder Investor macht derzeit gegenläufige Entwicklungen aus. Wohnungsinvestitionen bleiben in Deutschland gefragt. Auch die Büroimmobilie hat 2013 ihre traditionelle Bedeutung zurückgewonnen.

Es gibt aber auch kaum ein Segment, das im Moment nicht boomt. Einzelhandelsimmobilien sind gut im Geschäft. Logistik bringt höhere Renditen. Sozialimmobilien und Pflegeheime finden interessierte Investorengruppen. Die hohe Zinsdifferenz zu sicheren Alternativanlagen macht deutsche Immobilien weiter attraktiv. Die möglicherweise vermeintliche Sicherheit von Immobilieninvestitionen war dementsprechend auch auf der Mipim nur ein Randthema. Solange eben eine „vermietungssichere“ Core-Immobilie in den ersten zehn Jahren eine Zinsdifferenz von 2% oder mehr verspricht, interessiert es keinen Entscheidungsträger, wie von einer effektiven Rendite nach Kosten von bestenfalls 4% etwaige Anschlussvermietungsrisiken gedeckt und Revitalisierungsnotwendigkeiten nach 20 bis 30 Jahren auf Neubaukosten-Niveau finanziert werden sollen. Hier bleibt nur die Hoffnung auf steigende Mieten, die nach den Erfahrungen der Vergangenheit die Revitalisierung schon finanzieren werden.

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