Büromarkt Deutschland straft Krisenpropheten Lügen
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Allerdings sind die Rahmenbedingungen nicht übertragbar. Die Zinssituation ist ohne historisches Beispiel. Gleichzeitig ist auffällig, dass das moderate Wirtschaftswachstum, das die volkwirtschaftliche Gesamtrechnung auch für die Investitionen ausweist, eigentlich nicht mit den aktuellen Boomzahlen des Immobilienmarkts korrespondiert.
Es stellt sich denn auch die Frage, ob die VGR das Digitalisierungszeitalter noch richtig abbildet, wenn Investitionen nicht mehr in Hardware und Maschinen stattfinden, sondern in Arbeitsplätze. Gleichzeitig ersetzt das Internet viele Dienstleistungen, die früher das BIP tunten. Wir haben Ihnen vergangene Woche bereits erste Trends zu den Büromärkten berichtet. Inzwischen liegt das Zahlenwerk der Maklerhäuser JLL und BNP Paribas Real Estate (BNPPRE) für das erste Quartal vor.
Alle Krisenwarner liegen bis jetzt daneben. Mit 995 000 qm in der JLL-Statistik bzw. 945 000 qm bei BNPPRE wurden 7,2% mehr Büroflächen vermietet als noch im Vorjahresquartal. Damit liegt das Ergebnis stolze 31% über dem 5-Jahresschnitt der jeweils ersten Quartale. BNPPRE sieht sogar ein neues Rekordergebnis, das noch einmal gut 13% über dem bisherigen Allzeithoch des Auftaktquartals 2016 liegt. Am Ende des Jahres könnten wieder etwas mehr als 3,5 Mio. qm umgesetzt werden. Das wären zwar weniger als 2016, würde aber kein Ende des Zyklus anzeigen, meint JLL.
BNPPRE erwartet dagegen auch für das Gesamtjahr einen Rekord. Während im vergangenen Jahr noch Berlin durchweg den Spitzenplatz einnahm, liegt im ersten Quartal 2017 München mit 260 000 qm (BNPPRE 253 000 qm) Büroflächenumsatz und einem Plus von 39% ganz vorn. Berlins Umsatz sank bei JLL um 13% auf 216 000 qm (BNPPRE 190 000 qm). Die beste Performance zeigt Hamburg mit 160 000 qm (BNPPRE 150 000 qm) Umsatz und einem Plus von 48%. Auch Stuttgart kann mit einem Plus von 18,2% (73 400 qm) punkten. Nicht so gut lief es in Köln (57 300 qm; -26,4%), Frankfurt (116 300 qm; -10%) sowie Düsseldorf (112 100 qm; -1,8%).
Der Leerstand nimmt weiter ab. In den vergangenen 12 Monaten ist der Leerstand laut BNPPRE an allen Standorten um weitere 10% auf aktuell 5,52 Mio. qm (JLL: 4,9 Mio. qm) bei einer durchschnittlichen JLL-Leerstandsquote von 5,3% in den deutschen Metropolen gesunken. Damit erreicht der Leerstand den niedrigsten Wert der vergangenen 16 Jahre. Den mit Abstand stärksten Leerstandsabbau verzeichnete Berlin mit -29% auf aktuell 523 000 qm. Die Leerstandsquote ist mit 2,7% unter die allgemein als notwendig angesehene Fluktuationsreserve gesunken. Ähnlich rasant verlief die Entwicklung in Köln mit -21% auf 369 000 qm Leerstandsvolumen und einer Quote von 4,7%. In Frankfurt reduzierte sich das Angebot um 10% auf knapp 1,57 Mio. qm bei einer Leerstandsquote von 10,1%. In München war ein Rückgang von 8% auf 829 000 qm und eine Leerstandsquote von 4% festzustellen.
Mit Ausnahme von Leipzig und Köln, die stabile Spitzenmieten von 13 Euro bzw. 22 Euro aufweisen, konnte die Top-Miete in den vergangenen zwölf Monaten an allen Standorten zulegen. Berlin führt bei der Spitzenmiete das Ranking deutlich an. Laut JLL liegt die Spitzenmiete in der Bundeshauptstadt bei 28 Euro pro qm (+16,7%). Stuttgart legte um 7,5% auf 21,50 Euro zu. Auch in Düsseldorf (26,50 Euro; +1,9%), Hamburg (22,50 Euro; +2%), Frankfurt (37 Euro; 1,4%) und München (35,50 Euro; +4%) stieg die Spitzenmiete. Bis Ende des Jahres rechnet JLL mit einem weiteren Anstieg der Mieten. Der JLL-Spitzenmietpreisindex erreicht für die Big 7 den höchsten Wert seit dem ersten Quartal 2002, so Helge Scheunemann, Deutschland-Researcher bei JLL. Der prognostizierte weitere Leerstandsabbau lässt die Nettoabsorption auf Jahressicht auf über 700 000 qm ansteigen. In Folge dieser Entwicklung sollen die Büromieten um 3,1% steigen.
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