Immobilien

DekaBank-Chef Rüdiger – Nullzinspolitik bleibt über Jahre erhalten

Ganz im Zeichen der Brexit-Entscheidung stand der inzwischen traditionelle Sommer-Presseempfang der DekaBank. In seinem Statement gab DekaBank-Chef Michael M. Rüdiger jedoch aus ökonomischer Sicht zunächst einmal Entwarnung. Auch PLATOW schätzt die berechenbaren Risiken auf den Immobilienmärkten im Nullzinsumfeld als beherrschbar ein.

Gleichwohl ist aus PLATOW-Sicht nicht auszuschließen und bei der Beurteilung offizieller Statements immer zu berücksichtigen, dass der Brexit vielleicht einen bislang unbekannten Zusammenhang offenlegt. Bei der Subprime-Krise der Häuslebauer in den USA hatte damals auch kaum jemand die globalen Auswirkungen der geplatzten Immobilien-Blase auf der Rechnung. Zudem weckt die Krise der englischen Immobilienfonds durchaus böse Erinnerungen.

Wenn nur wenige der internationalen Großinvestoren aus der Private Equity-Szene zu dem Schluss kommen, dass der Höhepunkt des Immobilienzyklus absehbar ist und es Zeit wird, Gewinne mitzunehmen, könnte es trotz fundamental positiver Rahmendaten zu einer schmerzhaften Marktkonsolidierung kommen. Zum Glück haben sich die Aktien- und Rohstoffmärkte stabilisiert, so dass von dieser Seite zunächst kein Immobilienquoten-Verkaufszwang droht. Die Immobilienwirtschaft selber sieht, wie Bulwiengesa und Deutsche Hypo aktuell deutlich machten, eher Chancen für die Immobilienbranche in Deutschland.

Zwar sieht auch Rüdiger im politischen und ökonomischen Umfeld eine Reihe von Schwachstellen, die zu plötzlichen und hohen Verlusten an den Märkten führten, aber es habe keine fundamentalen Trigger oder Events gegeben, die nachhaltig beunruhigten. Einen solches Ereignis habe nun offensichtlich das Brexit-Votum geliefert, seitdem zeichnen sich die globalen Aktienmärkte durch eine zwischenzeitlich hohe Volatilität aus. Waren es in den vergangenen zwei bis drei Jahren vor allem regulatorische Herausforderungen und das Agieren in einem Niedrigzinsumfeld, die die Banksteuerung dominierten, so kam 2016 die Marktvolatilität hinzu, meint Rüdiger.

Erst im Nachgang des Brexit-Votums seien den Marktteilnehmern die signifikant negativen Auswirkungen eines EU-Austritts der Briten bewusst geworden. Volkswirtschaftlich sei der Brexit verkraftbar. Die negativen Auswirkungen werden vor allem in Großbritannien zu spüren sein, vermutet Rüdiger. Für die EU hingegen sei nur mit einer leichten Konjunkturdelle zu rechnen. Politisch habe mit dieser Entscheidung jedoch eine lange Fahrt ins Ungewisse begonnen.

Mit Blick auf die Zinspolitik geht der DekaBank-Lenker davon aus, dass die Nullzinsphase noch Jahre andauern werde. Die erste Zinserhöhung der EZB stehe in den kommenden zwei bis drei Jahren noch nicht an. Eine baldige Verlängerung des bestehenden QE-Programms und eine Erweiterung der Kaufgrenzen sei eher wahrscheinlich. Jedoch könnten schon Veränderungen innerhalb des Programms kurzfristig auch wieder zu einem starken Renditeanstieg bei Bundesanleihen führen. Die Kursverluste von europäischen Banken seien ein längerfristiger Trend. Der Sektor auf ähnlichen Niveaus wie zur Euro-Krise 2011/2012 gehandelt. Europa müsse seine Banken wetterfest machen. Hier ist bereits viel geschehen, aber die Probleme blieben eben groß, wie etwa in Italien gerade zu sehen sei.

Auch im Geschäftsfeld Immobilien erweitert die DekaBank ihr Produktangebot und reagiert damit auf die hohe Nachfrage privater und institutioneller Anleger nach Immobilienfonds. Deshalb gebe es jetzt einen neuen Offenen Immobilien-Publikumsfonds für gehobene Privatkunden. Der Fonds hat als Investitionsziel die nordamerikanischen Immobilienmärkte und notiert in US-Dollar. Im institutionellen Bereich setzt die Deka Immobilien ebenfalls auf neue Produkte und auf Servicedienstleistungen. Mit dem neuen „Deka Immobilien-Kompass““ berät die Deka institutionelle Investoren bei deren Immobilien-Anlagestrategie. Zudem ermöglicht die Deka institutionellen Anlegern, sich zu so genannten „Club-Deals““ zusammenzufinden, um größere Immobilienobjekte gemeinsam zu kaufen. Trotz der Turbulenzen an den Märkten und der gesellschaftspolitischen Umwälzungen zeigt sich Rüdiger davon überzeugt, dass die langfristigen Wachstumsaussichten im Asset Management weiterhin intakt sind.

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