Deutsche Crowdfunding-Plattform für Immobilien geht an den Start
Dieses Modell auf Immobilieninvestments anzuwenden, ließ uns dennoch zunächst schmunzeln. Mit Michael Ullmann, dem Gründer von Kapitalfreunde.de, trafen wir aber einen alten Bekannten: Als noch junger Angestellter einer Investmentbank war er bereits in die hohe zweistellige Millionen-Finanzierung von ImmobilienScout24 involviert.
Die Crowdfunding-Idee überträgt das Münchener Unternehmen Betterterms jetzt auf Immobilien. Ein Projekt des Entwicklers Steen Rothenberger in Frankfurt dient als Startprojekt. Bis zu 200 000 Euro sollen in Form eines Nachrangdarlehens zusammenkommen. 40% gelten laut Unternehmensangaben bereits als investiert. Die Idee ist in Zeiten knapper Kredite durchaus bestechend. Allerdings sind die organisatorischen und rechtlichen Hürden z. B. in Bezug auf Kreditgeschäft und Regulierung von AIF hoch. Doch ist sich Ullmann sicher, diese Hürden genommen zu haben.
Damit bleiben die wichtigen Fragen der Anlegersicherheit: Die „weichen Kosten“ sollen für den Anleger gering bleiben. Alle Informationen bis hin zum Vertragsabschluss werden online verarbeitet. Die Kommunikation zwischen den Parteien ist als Dialog und nicht als Einbahnstraße ausgelegt. Interessenten tauschen untereinander Erfahrungen und Informationen aus. Diese „Schwarm-Intelligenz“ sollte Unseriositäten schnell ausfindig machen. Das eingezahlte Kapital bleibt auf einem Treuhandkonto des Treuhänders Secupay, bis das Funding abgeschlossen ist. Die Dauer der Funding-Phase (30, 60, 90 Tage) wird durch den Kapitalsucher gewählt. Plattform-Betreiber Betterterms sieht das Geld nicht und bekommt am Ende Provision. Die Gesamtsumme wird grundbuchlich gesichert. Vorteile für den Anleger sind Zinshöhe, Streuung und Information ohne Verkaufs- und Beraterdruck. In der Projektphase bleiben Anleger über die Kommunikationsfunktionen der Projektseite informiert. Am Ende der vereinbarten Laufzeit bezahlt die Darlehensnehmerin den Finanzierungsbetrag mit Zinsen zurück. Vor Investmentflops kann es allerdings keine Sicherheit geben. Die Projektauswahl des Plattformbetreibers hilft, kann aber keine Garantie sein.
Die noch unbeantwortete Frage bleibt, ob nicht die Vernetzung und gemeinsame Intelligenz der Finanzierungscommunity, die jederzeit sieht, wer das Projekt als Finanzierer unterstützt, ein nicht wirksamerer Schutz ist, als die Regulierungsbemühungen eines Gesetzgebers, der in das Verhalten von professionellen Produktanbietern eingreift, Kosten verursacht, aber den Anleger eigentlich nicht erreicht.