Immobilien

Deutschland ist Schlusslicht bei Flächenproduktivität in Europa

GfK hat im Auftrag des European Shopping Center Trust in der Studie „Key European Retail Data“ die europäischen Verkaufsflächen pro Kopf und die Flächenproduktivität pro qm zusammengefasst. Dem europäischen Verbraucher standen in den betrachteten 32 Ländern im Jahr 2012 circa 9,2 Billionen Euro für Konsumausgaben zur Verfügung. Die höchsten Steigerungen erzielten Russland, Norwegen, Großbritannien sowie die skandinavischen und baltischen Staaten.

Hieraus generierten die Einzelhändler einen Ladeneinzelhandelsumsatz von 3,09 Billionen Euro (+3,7%). Die Krisenstaaten im Süden bremsten insgesamt die Entwicklungsdynamik. Die Top-Zwei in der EU, Frankreich und Deutschland, konnten trotz steigender Onlineumsätze auch im Ladeneinzelhandel noch moderate Umsatzzuwächse von 1,7% beziehungsweise 1% erzielen. Der Anteil der Einzelhandelsausgaben an den privaten Konsumausgaben liegt in den betrachteten Staaten insgesamt bei 33,6% und den reiferen Staaten der EU-27 bei 31,2 (Vorjahr 31,3)%. Er steht damit nur leicht unter Druck.

Die Verkaufsfläche pro Kopf ist in den betrachteten Ländern im Jahr 2012 um 2,8% gestiegen. Deutschland hat mit 1,44 qm pro Einwohner von den reifen und großen Nationen die höchste Pro-Kopf-Verkaufsfläche. Auch die skandinavischen Länder sind mit 1,2 bis 1,4 qm gut ausgestattet. Benelux liegt in etwa auf deutschem Niveau. Frankreich kommt auf 1,21 qm und Großbritannien verfügt über 1,12 qm pro Einwohner. Spanien mit 1,1 qm, Italien mit 0,99 qm, Irland mit 1,11 qm und Portugal folgen auf den Plätzen. Deutlich abgeschlagen sind die mitteleuropäischen Länder mit knapp 1 qm in den drei baltischen Staaten, 0,86 qm in Polen, 1 qm in Ungarn und gut 0,6 qm in Rumänien, Bulgarien und der Türkei.

Der Einzelhandelsumsatz pro qm Verkaufsfläche ist in Deutschland niedrig und in etwa auf türkischem Niveau. Im Vergleich der westeuropäischen Länder ist Deutschland mit einem Einzelhandelsumsatz pro qm Verkaufsfläche von 2 500 bis 3 500 Euro nur knapp vor den baltischen Staaten, Polen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien angesiedelt, die unterhalb 2 500 Euro rangieren. Norwegen erreicht mit mehr als 6 500 Euro annähernd die doppelte deutsche Flächenproduktivität. Es folgen Schweden und Finnland mit mehr als 5 500 Euro. Auch Spanien, Italien und Portugal liegen zwischen 3 500 und 4 500 Euro und damit oberhalb Deutschlands. Frankreich, Großbritannien und Irland sind mit 4 500 bis 5 500 Euro pro qm noch einmal eine Kategorie besser. Die geringe Flächenproduktivität in Deutschland resultiert aus dem früheren starken Wachstum der Einzelhandelsflächen, ist gleichzeitig aber Beleg und Grund für die europaweite Effizienz der deutschen Händler. Innovative Strukturen und geringe Kosten konnten sowohl bei Herstellern als auch bei Händlern viele Entwicklungen der Verringerung der Flächenproduktivität ausgleichen. Allerdings dürften viele Effizienzsteigerungsprozesse nun ausgeschöpft sein. Im Hinblick auf den zunehmenden Anteil des Onlinehandels sollte die Expansion in Deutschland jetzt nachhaltig zum Stillstand kommen.

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