Immobilien

Die Energiewende ist möglich

Der fundamentale Umbau der Energiewirtschaft ist ein irreversibler Prozess, der jedoch Chancen für innovative Geschäftsmodelle eröffne, leitete Hanns-Ferdinand Müller, Sprecher des Vorstandes der RWE Vertrieb, einen Vortrag vor Immobilienjournalisten ein, die eher mit skeptischen Prognosen gerechnet hatten. Bis 2050 rechnet Müller mit einem Komplettumbau der Energiewirtschaft.

Die etablierten Geschäftsmodelle gerieten durch den Ausbau regenerativer Erzeugungskapazitäten nachhaltig unter Druck. Dezentrale Organisation und fluktuierende Erzeugung bewirkten eine Komplexitätssteigerung für das Management des Gesamtsystems. Daraus ergäben sich im Gegenzug große Chancen für innovative Geschäftsmodelle. Die Energiewende sei möglich, da die Nachfrage stagniere oder leicht zurückgehen werde und gleichzeitig Kapazitäten in erheblichem Umfang zugebaut würden. Die Börsenpreise an der Energiebörse EEX für Strom fallen seit dem Peak 2008 und haben sich im Spitzenlastbereich annähernd halbiert und im Grundlastbereich um ein Drittel reduziert.

Die Stromerzeugungskapazitäten würden durch den Ausbau regenerativer Erzeugung von 2010 bis 2030 voraussichtlich um 80% steigen. 2010 lag die Gesamtkapazität in etwa bei 158 Gigawatt. Davon wurden bereits 40% bzw. 62 Gigawatt durch regenerative Energien und Speicher gedeckt. Die Kernenergie trug lediglich 21 Gigawatt bei und ist seither durch die Abschaltungen annähernd halbiert worden. Einem durchschnittlichen Spotpreis an der Energiebörse von 5,4 Cent pro Kilowattstunde stehe nach staatlichen Abgaben ein Strompreis für Haushaltskunden von durchschnittlich 28,50 Cent und von Industriekunden von 15,10 Cent vor Mehrwertsteuer gegenüber.

Über 80% des Strompreises der Haushalte resultiere nicht aus Herstellkosten, sondern aus staatlichen Abgaben. Die reinen Erzeugungskosten von Strom aus regenerativer Energie würden ab etwa 2020 aus Kostensicht mit der fossilen Erzeugung konkurrieren können. Die Herstellungskosten der regenerativen Energien liegen bereits heute in oder unter der Bandbreite der Haushaltskundenpreise und werden weiter sinken. Auch RWE investiere seit 2008 jährlich ca. 1 Mrd. Euro in den Ausbau von Erzeugungskapazitäten vorrangig im Bereich Wind und Wasser. Aus Nachfragesicht sei zudem mit einer auf Autarkie ausgerichteten Verhaltensweise der privaten Haushalte zu rechnen, die die Nachfrage noch weiter drücken könnte. Bereits heute sei es für private Hausbesitzer problemlos möglich, rund drei Viertel des durchschnittlichen jährlichen Energiebedarfs selber durch Photovoltaik auf dem Dach, Lithium-Ionen-Speicher und Erdwärmepumpe für Heizung, Kühlung und Warmwasser zu erzeugen.

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