Immobilien

Die IVG ist ihre Aktionäre los

Ein Musterbeispiel, wie Aktionäre aus ihrem Unternehmen gedrängt werden und Anleihegläubiger sowie Hedge Funds alle Assets übernehmen, liefert derzeit das Management der IVG Immobilien. Nachdenklich stimmt der Stolz des Managements auf das Ausbooten der Altaktionäre.

Wir haben uns nochmals die HV-Mitschriften der vergangenen 10 Jahre angeschaut. Die regelmäßige Kritik auch an früheren Manager-Generationen der IVG findet heute ihre Bestätigung. Aus Aktionärssicht ließe sich noch die Kontinuität einer viel zu optimistischen Kommunikationspolitik ergänzen. Vor dem Hintergrund des Hypo Real Estate-Prozesses könnte die Schönfärberei für das IVG-Management noch brisant werden.

Beim gemeldeten Milliarden-NAV ergab sich nach Insider-Informationen wohl schon seit der Finanzkrise ein Vorzeichenproblem. Heute lässt sich das nachrechnen. Noch auf der MIPIM im März vergangenen Jahres hatte IVG-Vormann Wolfgang Schäfers uns im Background stolz verkündet, dass das leidige Thema Wertberichtigungen nun endgültig durch sei. Die Sanierung schien in trockenen Tüchern. Doch nur wenige Tage später ging es Schlag auf Schlag. Der Kurs der IVG stürzte so kontinuierlich und dramatisch ab, dass Insider die Kommunikationspolitik und möglicherweise unterschiedliche Informationsstände dafür verantwortlich machten.

Die geplante kalte Enteignung der Aktionäre durch die verschiedenen aufeinanderfolgenden Stufen eines lang anhaltenden Missmanagements bei gleichzeitig sportlich optimistischer Kommunikation hatte zu Widerständen der Anteilseigner geführt. Die Insolvenz brachte Ruhe und das Ende befürchteter Willkür. Das Ergebnis ist jedoch annähernd dasselbe. Die Aktionäre sind ihr Geld los. Jetzt formal korrekt, dafür aber endgültig. Nachdem die Fakten geklärt sind, steht zu vermuten, dass sich einige ehemalige Großaktionäre schon aus Prinzip noch juristisch mit der Vergangenheit auseinandersetzen könnten. Aus dem Kreis eines ehemaligen Aktionärs hören wir, dass auch persönliche Inanspruchnahmen geprüft werden. Nach einer Überschlagsrechnung des „Handelsblatts“ hat allein die Unternehmerfamilie Mann rund 200 Mio. Euro verloren. Allerdings hinterließ die Unternehmerfamilie im Verlauf der vergangenen zwölf Monate eher den Eindruck eines Lamms, das sich geduldig zur Schlachtbank führen lässt.

Mittlerweile hat das IVG-Management den Insolvenzplan beim Amtsgericht Bonn abgegeben. Ein Debt-Equity-Swap ist das Kernelement der geplanten Entschuldung. Gleichzeitig wird der Konzern neu strukturiert. Der Erörterungs- und Abstimmungstermin ist auf den 20.3. festgesetzt. Das Grundkapital der IVG Immobilien wird auf Null herabgesetzt. Damit sind die Altaktionäre komplett draußen. Im Rahmen des Debt-Equity-Swap werden Forderungen gegen neue Aktien getauscht. Das Kapital wird zeitgleich durch die Einbringung von Forderungen sowie einer zusätzlichen Barkomponente wieder erhöht. Anspruchsberechtigte Gläubiger erhalten mindestens 60%. Die neue Struktur sieht die drei Kerngeschäftsfelder Real Estate, Institutional Funds und Kavernen vor. Die IVG selbst konzentriert sich zukünftig auf das Geschäftsfeld Real Estate. Zentral erbrachte Service-Leistungen werden in die operativen Bereiche integriert. Damit wird sich die Zahl der Arbeitsplätze gegenüber der zuletzt mitgeteilten Zielgröße von 400 auf rund 320 Mitarbeiter vermindern. Über die drei operativen Gesellschaften wird eine neue Holding gelegt, deren Aktionäre die Anleihegläubiger und die Hedge Funds werden. Letztere haben ihr Ziel, über den Erwerb von Anleihen das Unternehmen zu übernehmen, damit erreicht.

Eine komplette Zerschlagung des Unternehmens ist zwar offiziell bisher nicht vorgesehen, jedoch dürfte die Veräußerung der einzelnen operativen Unternehmensteile für die machthabenden Hedge Funds das größte Ertragspotenzial bieten. Das Management ist nach wie vor stolz auf sich. Durch die geplante Rekapitalisierung werde der Verschuldungsgrad des Konzerns („Loan-to-Value“) zurückgeführt und mit dem vom Vorstand erarbeiteten Sanierungskonzept werde eine zukunftsfähige Struktur für die IVG geschaffen, lobt Schäfers seine Arbeit für die Gläubiger. Fazit: Bei Aktien ruft niemand nach verschärften Anlegerschutzgesetzen.

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