Die IVG ist kaum noch zu retten
Inzwischen wird auch die persönliche Vita von IVG-Chef Wolfgang Schäfers in Verbindung mit seiner Tätigkeit als ordentlicher Professor an der Uni Regensburg immer skurriler. So hatte die „Süddeutsche Zeitung“ aufgedeckt, dass Schäfers, der seit neun Jahren einen ordentlichen Lehrstuhl für Immobilienmanagement in Regensburg inne hat, gleichzeitig als Leiter des Real Estate Investment Bankings beim Bankhaus Sal. Oppenheim und später als Finanzvorstand sowie zuletzt als Vorstandschef der IVG Immobilien tätig war – alles keine Nebentätigkeiten im Sinne des Hochschulrechtes. Mehr als ein Tag Nebentätigkeit ist einem Professor nicht erlaubt. Mehr als 5 Jahre Sonderurlaub auch nicht. Das war allerdings schon bekannt.
Nach Recherchen der Online-Zeitung „Regensburg Digital“ soll Schäfers seinen offiziellen Lebenslauf inzwischen an einigen Stellen korrigiert haben. Demnach war Schäfers zumindest zeitweise doch bei Sal. Oppenheim beschäftigt, wobei hier wohl (erlaubte) Beratung und Angestelltentätigkeit abzugrenzen sind. Hier mangelt es offensichtlich noch an der internen Abstimmung zwischen Schäfers, Sal. Oppenheim, dem Wirtschaftsministerium und der Universität. Nach Regensburger Quellen war Schäfers möglicherweise schon bei seinem Dienstantritt als Professor sonderbeurlaubt, während später wohl Sal. Oppenheim davon ausging, dass er noch als Real Estate-Leiter arbeiten würde. Glaubt man jedoch dem nachträglich korrigierten Lebenslauf wähnte sich Schäfers da schon als Fulltime-Professor. Irgendwie muss bei der Gelegenheit auch noch das laut HV-Vorwürfen riesige Desaster der IVG durch die OIK-Beteiligung (Sal. Oppenheim Spezialfonds) gemanagt worden sein. Zudem entsteht der sicherlich falsche Eindruck, dass Schäfers wohl seit einigen Jahren nebenberuflich für 1 Mio. Euro Jahresgehalt die IVG gemanagt hat.
So berichtet „Regensburg Digital“ von einer Stellungnahme des Wissenschaftsministeriums vom 5.8. Derzufolge geht das Wissenschaftsministerium davon aus, dass „Prof. Schäfers derzeit (…) kein Gehalt von der IVG-Immobilien AG“ erhalte. Das Ganze ist so obskur, dass Schäfers die Aufklärung nicht schwerfallen sollte. Ein Professorengehalt wird er wohl kaum neben der IVG-Million bezogen haben.
Viel wichtiger ist indes, wie es mit der IVG weitergeht. Auf der einen Seite sind Fonds und Tochtergesellschaften Inseln, die ungestört weiterarbeiten können. Nach unseren Erfahrungen und der Meinung einiger Profis fehlt aber bei einer Pleite der Muttergesellschaft die Management-Klammer. Aus PLATOW-Sicht dürfte zudem der notwendige Liquiditätsbedarf ohne Konzern-Clearing schnell größer werden als geplant, wobei sich die Töchter die Liquidität theoretisch selber beschaffen müssten und gleichzeitig der absolute Vorrang der Liquiditätsspritzen sichergestellt werden muss. Für die einzelnen Konzerngesellschaften dürfte es denn auch nicht gerade leicht werden, sich auf diese Weise ein paar hundert Millionen Euro Fresh Money zu beschaffen. Zudem stellt sich oft auch heraus, dass Probleme bei Töchtern virulent werden, die im Going Concern noch beherrschbar waren.
Mit dem Schutzschirmverfahren ist die IVG der Insolvenz ein gutes Stück näher gerückt. Darüber können auch die Durchhalteparolen von Schäfers nicht hinwegtäuschen. Schäfers‘ vollmundige Behauptung, der Weg zu einer Einigung der Gläubiger und damit zu einer gesundeten IVG führe nunmehr über eine alternative Route, dürfte dem IVG-Chef kaum noch jemand abnehmen. Mit ihrer desolaten Kommunikationspolitik und dem Verwirrspiel um das Sanierungskonzept hat die IVG der Immobilienwirtschaft einen Bärendienst erwiesen.