Immobilien

Ehemaligen IVG-Vorständen droht nun doch Schadenersatzklage

Bei der letzten Pressekonferenz vor dem rasanten Absturz der IVG Immobilien war nach dem Vortrag von Vorstandschef Wolfgang Schäfers die Frage laut geworden, ob das Unternehmen die frühere Führungsriege auf Schadenersatz verklagen könne. Damals wurde abgewinkt. Inzwischen scheint es für die Milliarden-Jongleure des letzten Booms jedoch ernst zu werden.

Die IVG befindet sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Sachwalter Horst Piepenburg hat Presseberichten zufolge die Umstände es 2007 erfolgten Kaufs der Londoner Landmark-Immobilie „Gherkin“ („Gurke“) von einer Anwaltskanzlei überprüfen lassen. Den Angaben zufolge sollen die damaligen Vorstände einem Fonds des britischen Finanzinvestors Evans-Randall, der die Immobilie zusammen mit der IVG erwarb, ein Darlehen von 52 Mio. Pfund gewährt haben. Dabei soll es zu Pflichtverletzungen gekommen sein. Zumindest den Kreditvertrag scheint niemand richtig gelesen haben. Das Landmark-Gebäude ist genial, aber die Unwägbarkeiten der Kreditbedingungen (Covenants) düpierten die Anleger.

Vom früheren IVG-Chef Wolfhard Leichnitz, der uns schon nach den ersten 100 Tagen als Falschfahrer auffiel, und seinen Vorstandskollegen Bernd Kottmann, den wir mit seinem Credo „man muss das Momentum nutzen“ (O-Ton) noch im Ohr haben, Andreas Barth und Georg Reul fordert das Immobilienunternehmen jeweils rund 8,5 Mio. Euro Schadenersatz plus Zinsen. Die Gerichtsverhandlungen könnten interessant werden. Schließlich geht es noch weiter. Es soll eine weitere Sonderprüfung geben, die sich auf die Jahre 2006 und 2008 beziehen soll. In diese Zeit fällt neben der Milliardenverschuldung für den sportlichen Immobilieneinkauf für einen geplanten Reit auch die endgültige Bauentscheidung für das Milliardengrab „Squaire“ am Frankfurter Flughafen, dessen Kosten explodierten. Die früheren Insider sahen das „Squaire“ schon kurz vor dem Ausstieg der IVG-Ikone Eckart John von Freyend in verhandlungstechnisch trockenen Tüchern. Leichnitz habe dann durch eine Neuvergabe zeigen wollen, dass er es wohl besser könne. Nach der Milliardenvernichtung von Aktionärskapital tut Aufklärung not. Wir hören auch aus Aktionärskreisen, dass Schadenersatzklagen nicht nur gegen Altvorstände vorbereitet werden.

Reul, der zudem am Dienstag dieser Woche seinen Posten als Vorsitzender der Geschäftsführung der KGAL im Zuge des Verkaufs von 90% der Anteile des Unternehmens an die beiden Privatinvestoren Francis Louvard und Gregory Ingram verlor, soll dem Vernehmen nach die Risiken des Baubeginns so hoch eingeschätzt haben, dass daraus sein damaliges Ausscheiden aus dem IVG-Vorstand den Anfang nahm. Aus Quellen potenzieller Beteiligungspartner hören wir, dass die Mietpreisvorstellungen in der Planungsphase wohl um den Faktor zwei über den damaligen Ist-Mieten am Flughafen gelegen haben sollen. Es habe keinerlei Kostensicherheit gegeben, was der spätere Bau auch eindrucksvoll bestätigte. Entwicklungsfachleute sprechen von einer nicht beherrschbaren Aufgabe mit fast ausschließlicher Maßanfertigung. Der Blick ins Innere des Gebäudes macht deutlich, wie imposant hier geplant wurde. Wenn der Standort nicht so genial wäre, wären die Vermietungsrisiken des 20. Lebensjahres kaum beherrschbar. Der Lebenszyklus des Hightech-Gebäudes könnte ohnehin zum Damoklesschwert werden. Nach 10 Jahren Lebensdauer dürfte außer in irrationalen Boomphasen wohl kaum ein Investor die Risiken eingehen. Die Sanduhr läuft.

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