Expo Real der Zuversicht
Insgesamt aber war die Messe ein Bild des gut gestimmten Professionalismus. Es gab an den Ständen keine Golfbälle und deutlich weniger Give Aways. Stattdessen stand das Geschäft im Vordergrund. Für die nächsten Jahre sieht sich die Immobilienwirtschaft auf der Sonnenseite. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob alle Investments auch für den Anleger langfristig sinnvoll sind. Im Rahmen des aktuellen Zinsumfelds seien deutsche Immobilien eher noch unterbewertet, findet die Branche.
In den von PLATOW moderierten Runden der offiziellen Expo-Foren bestätigten die Banker Jan Bettink, Vorstandschef Berlin Hyp, und Sascha Klaus, Bereichsvorstand der Commerzbank sowie Vorstand der Hypothekenbank Frankfurt, oder auch Georg Reutter, Vorstandsvorsitzender der DG Hyp, die Erwartung anhaltender Niedrigzinsen. In der immobilienwirtschaftlichen Interpretation von Deutsche Annington-CFO Stefan Kirsten und Eduard Zehetner von der Immofinanz Group heißt das, dass allein auf Grund der Zinsdifferenz zu anderen vergleichbaren, vermeintlich risikolosen Anlagen in Deutschland Immobilien nach wie vor unterbewertet seien. Einigkeit bestand in der Interpretation der aktuellen Finanzierungssituation. Bei prosperierenden Immobilienmärkten, niedrigen Zinsen und guten Margen der Banken sei die Finanzierungssituation für die Immobilienwirtschaft hervorragend.
BEOS-Vorstand Stefan Bone-Winkel und Investa-Gründer Klaus Laminet sehen im Bereich der Core-Immobilien an den typischen erstklassigen Standorten mit heutigen „Wandermietern“ der prominenten Beraterszene Gefahren der Kapitalanlage. Geld verdient werde beim Neubau und in der Sanierung. In der Besitzphase werde Geld verloren. Moderator Werner Rohmert verwies dabei auf den jüngst verkauften Messeturm, der als Neubau Anfang der 90er Jahre zu knapp 40 Euro vermietet worden sei, während nach aktueller, aufwändiger Sanierung und Zertifizierung seither wohl eher eine Miete von deutlich unter 30 Euro abzüglich 40% Inflation Kalkulationsbasis gewesen sei. 4 bis 6 Jahresmieten Nachinvestment sind alle 20 Jahre fällig, ermittelte JLL am Frankfurter Hochhaus-Praxisbeispiel.
Positiv ist die Einschätzung der Immobilienmärkte. So bestätigte Klaus, dass in der Eurohypo-Nacharbeit in den vergangenen 24 Monaten rund 40 Mrd. Euro Commercial Real Estate-Geschäft von der Bilanz genommen worden sei. Auch der Finanzierungsschwerpunkt der Jahre 2006 und 2007, der in Südeuropa lag, sei mit geringem Discount auf die Immobilien abgewickelt worden. Die Verluste resultieren aus den Abwicklungskosten. Das Ruhrgebiet und Sachsen waren die weiteren Schwerpunkte der Expertenrunde. Im Podiumsgespräch mit den OBs von Dortmund, Duisburg, Oberhausen und Mühlheim und den Landräten aus Recklinghausen, Unna und Wesel wurden die Turnaround-Situation, gezielte Wirtschaftsförderung und das Vorhandensein exogenen Wachstumspotentials deutlich, das in den klassischen Metropolen eher begrenzt sei. Gleichzeitig wurde die Herausforderung der Wirtschaftsförderung der Metropolregion Ruhr und des Regionalverbandes deutlich, einen gemeinsamen Auftritt im Wettbewerb der Metropolen zu gestalten. Im Gespräch mit Johannes Beermann legte der Chef der Sächsischen Staatskanzlei und designierte Bundesbank-Vorstand dar, dass sich die sächsischen Investitionsstandorte in einer neuen demografischen und ökonomischen Wachstumssituation befinden, die es erlaubt, deutlich höhere Renditen bei geringerem Risiko als in den etablierten West-Standorten zu erzielen.
Insgesamt wurde in Backgroundgesprächen deutlich, dass ein großer Unterschied zum letzten Boom besteht. Zwar sei internationales Kapital wieder nahezu unbegrenzt verfügbar und es herrsche hoher Anlagedruck, allerdings stehe noch die Immobilie und eine qualifizierte Immobilien-Due Diligence im Vordergrund. Das Geschäft bleibe sehr professionell. Übertreibungen seien noch nicht festzustellen. Die Rahmenbedingungen seien stabiler. Es gebe vielleicht einzelne Preisübertreibungen, aber wohl noch keine Blasen.