Immobilien

Gelingt MPC die Sanierung?

Investoren mit Mut konnten in den vergangenen Tagen ihren Einsatz mit MPC-Aktien mehr als verdoppeln. Noch kurz vor Weihnachten notierte MPC Münchmeyer Petersen Capital (DE0005187603) bei rund 50 Cent. Am Mittwoch schnellte der Kurs auf 1,20 Euro hoch. Die Hamburger meldeten den erfolgreichen Abschluss einer Restrukturierungsvereinbarung.

03. Januar 2013

Für die Optimisten des Jahres 2007 dürfte das aber nur ein schwacher Trost sein. Sie waren schließlich mit über 65 Euro eingestiegen. Seit einiger Zeit häuften sich die Gerüchte um die existenzbedrohende Entwicklung der MPC.

Verluste hatten das Eigenkapital schon in den letzten Quartalsbilanzen auf das Niveau des Sparbuchs einer durchschnittlichen schwäbischen Hausfrau reduziert. Die Hamburger Szene kolportierte im Backgroundgespräch Abwicklungsgerüchte und Verhandlungen. Der ehemalige Fonds-Umsatzmilliardär und Marktführer hatte auf unsere eher schmunzelnden „Überlebensanfragen“ im vergangenen Jahr naturgemäß noch regelmäßig abgewinkt. Die laufenden Einnahmen aus Fondsmanagement und Assetmanagement würden locker ausreichen, um Durststrecken im Fondsabsatz zu überbrücken und auf verminderter Basis langfristig die Kosten zu decken. Zum 15.8. wurde entsprechend ein positives operatives Ergebnis für das erste Halbjahr gemeldet.

Im Management-Backgroundgespräch wurde jedoch schon vor einiger Zeit durchaus neidvoll auf die Sanierungsergebnisse der Lloyds Fonds im Gefolge der Finanzkrise geblickt. Hier waren harte Schnitte durchgeführt worden, während MPC damals lediglich Zeit gewinnen konnte. Andererseits war für jeden Bilanzleser die prekäre Situation nie ein Geheimnis. Lediglich die Presse verhielt sich auffallend ruhig, da MPC als ehemaliger Marktführer mit 180 000 Anlegern, 326 emittierten Fonds und 7,9 Mrd. Euro platziertem Eigenkapital für die Fondswirtschaft wohl als „systemrelevant“ anzusehen war. Zudem fanden gleichzeitig die Verhandlungen der Branche mit dem Finanzministerium über den ursprünglich prohibitiven AIFM-Umsetzungsentwurf zur Regulierung statt, die der Branchenverband VGF schon mit einer interessanten Leistungsbilanzanalyse positiv beeinflussen konnte. Weder üblicherweise informationsfreudige Wettbewerber noch die Fachpresse hatten demnach ein Interesse an einer gefährdenden Berichterstattung.

Am 28.12. meldete MPC als verspätetes Branchen-Weihnachtsgeschenk den Abschluss einer Restrukturierungsvereinbarung. Es sei mit allen involvierten Finanzierungs- und Geschäftspartnern eine umfassende Restrukturierung abschließend vereinbart worden. MPC werde von Eventualverbindlichkeiten in Höhe von rund 790 Mio. Euro enthaftet und von wesentlichen Finanzverbindlichkeiten im Volumen von rund 70 Mio. Euro dauerhaft entschuldet. Das Unternehmen schaffe damit „eine nachhaltig solide Finanzierungsgrundlage und die Basis für zukünftiges organisches Wachstum.“ Die Restrukturierungsvereinbarung mit den Banken sieht unter anderem auch eine aktive Beteiligung der Großaktionäre vor. Sie haben sich dabei gegenüber den Banken verpflichtet, eine Kapitalerhöhung von insgesamt 14 Mio. Euro sicherzustellen. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung voraussichtlich am 21.2. soll eine Kapitalherabsetzung sowie eine anschließende Kapitalerhöhung beschlossen werden. Auf Grund außerordentlicher Erträge im Zusammenhang mit der getroffenen Restrukturierungsvereinbarung geht das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2012 trotz eines voraussichtlich negativen Betriebsergebnisses von einem insgesamt positiven Konzernergebnis in zweistelliger Millionenhöhe und einer entsprechend gestärkten und komfortablen Eigenkapitalausstattung aus.

MPC Capital konzentriere sich „mit großer Erfahrung und Kompetenz“ auf sachwertorientierte Beteiligungsmodelle mit Immobilien, Schiffen und Energie. Das dürften nicht alle Anleger so sehen. Während die Kernkompetenz „Schiffe“ auch aus PLATOW-Sicht nie bestritten wurde, war die „Konfektionierungskompetenz“ bei Immobilien oder auch Private Equity schon vor mehr als 10 Jahren ein kritisches Thema. Als Ironie der Geschichte bleibt, dass bei der Immobilie wohl ganz anständig performt wurde, während bei Schiffen die Kompetenzfrage zuletzt immer lauter gestellt wurde.

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