Immobilien

Geschlossene Fonds bleiben im Tal

Der Markt für geschlossene Fonds sollte nach den Vorhersagen zum Jahreswechsel und am Ende des ersten Quartals eigentlich wieder beginnen, eine Erfolgsstory zu schreiben. Im 2. Quartal waren durch mehrere große Fonds vertriebsstarker Initiatoren deutliche Steigerungen zumindest bei Immobilien erwartet worden. Das ist auch eingetreten.

Abzüglich der Platzierung der Türme der Deutschen Bank mit wahrscheinlich 300 Mio. Euro gemeldeter EK-Platzierung ab, stellt sich jedoch die Frage, was in diesem „Erfolgssegment“ mit plus 46% bzw. jetzt 531 Mio. Euro EK im Q2 (Vj.: 365 Mio. Euro EK) die anderen Initiatoren eigentlich gemacht haben. Als Grund für die schwachen Ergebnisse des Q1 war Produktmangel genannt worden. Inzwischen gibt es aber jede Menge neue Fonds. Allein im zweiten Vierteljahr wurden Fonds mit einem EK-Volumen von 1,53 Mrd. Euro an den Markt gebracht. Einziger vordergründiger Lichtblick des aktuellen Zahlenwerks des Verbands Geschlossene Fonds (VGF) waren geschlossene Immobilienfonds mit deutschen Objekten. Das Gesamt-Eigenkapitalplatzierungsvolumen sank um 11% auf 1,06 Mrd. Euro. Der VGF bemüht sich aber weiter um eine positive Interpretation. Das Ergebnis zeige, dass Angebot und Nachfrage zur Deckung kommen – was immer das auch heißen möge.

In Background-Gesprächen mit Initiatoren ergibt sich ein durchaus pessimistischeres Bild. Es dauere noch mindestens drei Jahre bis der Markt aus der Krise komme. Der Markt werde sich konsolidieren oder einige heutiger Player würden in drei Jahren von der Bildfläche verschwinden, waren zentrale Statements. Auch wird Kritik an der Produktgestaltung, die mehr Vertriebserfordernisse als Anlegerinteressen berücksichtige (Beispiel: Single Tenant Immobilien), laut.

Der ehemalige Milliarden-Markt Schiffsbeteiligungen ist trostlos. Die aktuellen politischen Entwicklungen mit ihren Wirkungen auf Charterraten haben sogar noch gut laufende Platzierungen in den vergangenen Wochen teilweise zum Erliegen gebracht. Von den eher rudimentären Schiffsbeteiligungen von 71,1 Mio. Euro (-39%) entfielen zudem noch mit 38 Mio. Euro etwas mehr als die Hälfte auf Sanierungsbeiträge der Anleger für Eigenkapitalerhöhungen bestehender Fonds. LV-Fonds gibt es nicht mehr. Bei Flugzeugen, Private Equity-Fonds, Spezialitäten, Immobilien Ausland und Infrastruktur sieht es mit dicken roten Zahlen nicht viel besser aus. Einzig bei Leasingfonds (+377% auf 55,6 Mio. Euro) und Portfoliofonds (+95% auf 25,8 Mio. Euro) stiegen die Platzierungszahlen. Allerdings machen diese auch nur den Skontosatz des Marktes aus. Lichtblick waren zudem Energiefonds, die von 98,1 Mio. Euro im Q2 2010 auf 104,4 Mio. Euro im abgelaufenen Quartal zulegten. Dabei flacht der Boom der Solarfonds (-31%) ab, während Windenergiefonds mit 28,9 Mio. Euro nach den Flops früherer Zeiten ein Comeback versuchen.

Auch die Saulus/Paulus-Wandlung von Spezialisten für Publikumsfonds zu Anbietern für institutionelle Anleger scheint nur bedingt und nur in Ausnahmen aufzugehen. Das VGF-Zahlenwerk korrespondiert hier mit einer Umfrage von Schroder Property. Der Markt hat nicht auf die Publikumskonfektionäre gewartet. Im Q2 vergangenen Jahres betrug der Anteil der Institutionellen noch 226,5 Mio. Euro. Im Q2 diesen Jahres waren es noch 86,9 Mio. Euro.

PLATOW-Fazit: Die Zeit der schlechten Botschaften ist noch nicht zu Ende. Die Stärke des Schweizer Franken dürfte einigen Fonds zu schaffen machen. Covenance- und LTV-Regelungen sorgen für Problemfonds trotz prospektgemäß funktionierender Cashflows. Der Branche ist es nicht gelungen, aus der Ecke des grauen Kapitalmarktes herauszukommen.

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