Immobilien

GSW-Übernahme – Deutsche Wohnen nutzt Führungsvakuum

Vielleicht gab ausgerechnet das Personaldesaster der GSW Immobilien den Ausschlag für das Übernahmeangebot der Deutschen Wohnen. Vor wenigen Wochen sahen sich GSW-Vorsteher Bernd Kottmann und Oberaufseher Eckart John von Freyend nach einem Misstrauensvotum der Aktionäre zum Rücktritt gezwungen. Die GSW-Aktionäre warfen Kottmann, der während der finalen Expansionsphase als Finanzvorstand bei der nun am Abgrund stehenden IVG wirkte, und dem ehemaligen IVG-Chef John von Freyend Vetternwirtschaft vor. Damit entstand ein Führungsvakuum, das die GSW für einen unerwünschten Übernahmeversuch besonders anfällig macht.

Bereits seit Jahren kursieren Gerüchte um eine mögliche Übernahme der GSW durch die Deutsche Wohnen. Der damalige Finanzvorstand Helmut Ullrich dementierte schon vor zwei Jahren uns gegenüber, ebenso wie der aktuelle Finanzvorstand Lars Wittan, der noch vor einer Woche nichts von einer Übernahme wissen wollte. Dabei ist der Zwang zur Größe für eine Immobilien-AG geradezu systemimmanent, da nur so Synergien zu heben sind, die den Aufwand der Kapitalmarktfähigkeit durch die Rechtsform einer börsennotierten Immobilien-AG rechtfertigen. Zudem passen die beiden Gesellschaften auf Grund ihres Investitionsschwerpunkts Berlin gut zusammen. Das Synergiepotenzial sollte denn auch erheblich sein. Auf jährlich 25 Mio. Euro Ersparnis wird der Effekt geschätzt.

Sollten die Aktionäre und das Kartellamt der Transaktion zustimmen, entsteht durch den Zusammenschluss ein neuer Wohnimmobilienriese. Die Chancen dafür stehen gut. 40% der Deutsche Wohnen-Aktionäre sind auch an der GSW beteiligt. Nach der Deutschen Annington und der Gagfah liegt die Deutsche Wohnen auf Platz drei. Die GSW folgt nach der TAG auf Rang fünf. Insgesamt gehören der Deutschen Wohnen derzeit mehr als 90 000 Wohnungen mit Schwerpunkt in Berlin. Zusammen mit der GSW kommt der neue Immobiliengigant auf knapp 150 000 Wohnungen. Rechnerisch wird die GSW mit 1,75 Mrd. Euro bewertet. Das Gesamtportfolio soll einen Wert von etwa 8,5 Mrd. Euro haben. Während die GSW-Aktionäre schnell profitierten, bewegte sich bei der Deutschen Wohnen zunächst nur wenig.

In der Telefonkonferenz am Dienstag erläuterte Deutsche Wohnen-Chef Michael Zahn den Deal. Die HV sei für den 30.9. geplant. Der Abschluss der Transaktion soll im ersten Halbjahr 2014 erfolgen. Die Marktkapitalisierung wird auf etwa 4 Mrd. Euro taxiert. Zur Unternehmensstrategie ergänzt Zahn, dass die Option, in Berlin zu wachsen, limitiert sei. Der Markt zeige erste Überhitzungstendenzen. Investmentschwerpunkt blieben die deutschen Ballungszentren. Das Investment in die GSW erfolgt heute und nicht vor zwei Jahren, da jetzt der Börsenwert der Deutschen Wohnen wieder über dem NAV liege. Hier noch die knappen Fakten: Im Tausch gegen 20 GSW-Aktien wird die Deutsche Wohnen als Gegenleistung voraussichtlich 51 neue, auf den Inhaber lautende Stückaktien der Deutsche Wohnen anbieten. Für die erforderliche Kapitalerhöhung wird die Deutsche Wohnen zwei Umtauschtreuhänder einschalten. Das öffentliche Übernahmeangebot wird u.a. voraussichtlich unter der Bedingung der kartellrechtlichen Freigabe, einer Mindestannahmequote von 75% der ausstehenden GSW-Aktien sowie der Eintragung der Kapitalerhöhung in das Handelsregister stehen.

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