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Haarmann – Gut verdrahtet mit Politik und Wirtschaft

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Er ist nicht nur Rechtsanwalt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, sondern auch Aufsichtsrat, Schiedsrichter, Mitglied zahlreicher Interessenverbände und ein begnadeter Networker. Nach grandiosem Aufstieg und einem schicksalhaften Rechtsstreit hat der Honorarprofessor der Universität Bamberg zum zweiten Mal eine Kanzlei gegründet und zum Erfolg geführt. Für ein Gespräch mit PLATOW Recht hat Wilhelm Haarmann auch noch Zeit gefunden.

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Herr Haarmann, die Gründung Ihrer heutigen Kanzlei liegt inzwischen mehr als vier Jahre zurück. Wie haben Sie die Anfangsphase in Erinnerung?

Wir waren von Beginn an gut ausgelastet, wenngleich sich unsere Aufstellung in Folge des Werhahn-Prozesses verändert hatte (siehe Kasten). Als der Transaktionsmarkt nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 zusammenbrach, ist es uns aber nicht besser ergangen als anderen Kanzleien: M&A-Mandate wurden abgesagt, Berater eingespart. Die Durststrecke dauerte etwa ein halbes Jahr. Seit März 2009 geht es im Transaktionsgeschäft wieder bergauf. Daneben beraten wir im bank- und arbeitsrechtlichen Bereich und führen Prozesse.

PLATOW-Leser kennen Sie vor allem als Steuerexperten.

Das Steuerrecht ist der zweite starke Pfeiler der Kanzlei. Hierbei konzentrieren wir uns auf die Steuerplanung, schwierige Betriebsprüfungen sowie Streitigkeiten vor Finanzgerichten, dem Bundesfinanzhof oder dem Europäischen Gerichtshof. Wir machen steuerliche Lobbyarbeit und sind gut verdrahtet in Ministerien und bei Bundestagsabgeordneten. Ich bin Leiter des Steuerfachausschusses im Institut der Wirtschaftsprüfer und Mitglied des Vorstands der International Fiscal Association. Im Bereich Private Equity bin ich ebenfalls fest verwurzelt. Bis vor einem Jahr war ich im Vorstand des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften für die Rechts- und Steuer-Lobbyarbeit zuständig. Im Rahmen der Großen Koalition infolge der vom damaligen SPD-Chef Franz Müntefering losgetretenen „Heuschrecken“-Debatte hatte dies allerdings geringen Erfolg.

Zu Ihren weiteren Jobs gehören außerdem die Tätigkeiten als Schiedsrichter sowie als Aufsichtsrat.

Richtig, ich bin seit zehn Jahren u. a. für die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit bei Verhandlungen von verunglückten Transaktionen aktiv. Gelingt eine Transaktion nicht und kommt diese vor ein Schiedsgericht, dann benennt jede Partei jeweils einen Schiedsrichter, die wiederum einen Oberschiedsrichter wählen. Dieser sollte Transaktionserfahrung haben und sich mit Bilanzen, Steuern und Bewertungen auskennen. Weil Interessenkonflikte ebenfalls ausgeschlossen sein müssen, ist die Zahl der in Frage kommenden Personen begrenzt. 36 Verfahren habe ich bislang begleitet und erlebe es als sehr lehrreich, die Fälle aus einer anderen Perspektive zu sehen. Viel Freude bereitet mir die Arbeit im Aufsichtsrat von SAP, dem ich seit 1988 angehöre und bei dem ich den Finanz- und Investitionsausschuss leite. Bei der jüngsten Akquisition von Sybase hatte ich alle Hände voll zu tun.

Von Steuerkonferenz bis Haarmann-Frühstück – in der Rolle des Gastgebers scheinen Sie sich ebenfalls wohl zu fühlen.

Diese Veranstaltungen sind eine gute Gelegenheit, um unsere Kanzlei darzustellen und der ideale Rahmen für unsere Mitarbeiter, vor einem ambitionierten Publikum zu sprechen. Bei der Steuerkonferenz in Berlin, die wir seit 2002 ausrichten, bringen wir die Entscheider aus der Finanzverwaltung, Finanzrichter und Professoren aus dem Steuerbereich zusammen. Diese Zusammenkunft von rund 250 Personen, mit denen wir enge Kontakte pflegen, hat sich zu einem Höhepunkt des Jahres für die Steuer-Community entwickelt.

Wilhelm Haarmann – Eine bewegte Beraterkarriere

Seine Laufbahn startete der Westfale nach 2. juristischem Staatsexamen beim Justizministerium in Düsseldorf und Abgabe seiner Dissertation im Jahr 1977 bei der Beratungsgesellschaft Arthur Young, einer der Vorgängerfirmen von Ernst & Young, wovon er 1979 zu Peat Marwick Mitchell wechselte. Das Unternehmen fusionierte im Jahr 1987 mit der Deutschen Treuhand, woraus die Wirtschaftprüfungsgesellschaft KPMG entstand. Als einziger deutscher Peat Marwick-Partner unterschrieb Haarmann diesen Vertrag nicht. Im selben Jahr machte er sich stattdessen selbständig.

Die auf Rechtsberatung, Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung spezialisierte Sozietät Haarmann Hemmelrath bestand von 1987 bis 2005. Der Zeitpunkt für die Kanzleigründung war optimal: Diese fiel mit dem für die weitere Entwicklung des deutschen Rechtsmarktes entscheidenden Urteil des Bundesgerichtshofs zusammen, dass eine Kanzlei mehr als ein Büro unterhalten darf. In den Folgejahren expandierte Haarmann Hemmelrath weltweit und zählte zuletzt insgesamt 23 Büros, davon 14 im Ausland, mit mehr als 700 Beratern. Zu den Höhepunkten der Beratungstätigkeit zählten u. a. die Begleitung des Softwarehauses SAP an die Börse (1988), die Beratung von Vodafone bei der Übernahme von Mannesmann (2000) sowie zahlreiche Transaktionen zur Zeit der New Economy.

Zur Zerschlagung der Kanzlei führte die im Jahr 2004 erhobene Klage der Werhahn-Gruppe wegen angeblicher Falschberatung beim Verkauf der AKB Bank an eine spanische Bankengruppe. Der Vorwurf erwies sich als falsch, wie zuletzt auch der Bundesgerichtshof 2008 bestätigte und Haarmann mit dem Urteilsspruch voll rehabilitierte. Seit 2006 ist Wilhelm Haarmann in der Haarmann Partnerschaftsgesellschaft in Frankfurt mit inzwischen 21 Berufsträgern tätig.

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