Heiligendamm vor Zerschlagung?
Die G8-Gipfelherberge Grandhotel Heiligendamm ist zwar ein Immobilien-Kleinod, war aber für die Eigentümer kein Erfolg. De facto hat es mit seiner abgebrochenen Entwicklungsgeschichte nie Geld verdient. Seit elf Monaten ist das Hotel in der Insolvenz. Über die Pleite-Gründe gibt es viele Spekulationen. Richtig ist aber sicherlich, dass das als größter Ausbildungsbetrieb Mecklenburg-Vorpommerns vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau auf dem Richtfest als „Leuchtturm der Erneuerung“ gelobte Nobelhotel nie seinen Frieden mit der Regionalpolitik gefunden hat.
Die G8-Gipfelherberge Grandhotel Heiligendamm ist zwar ein Immobilien-Kleinod, war aber für die Eigentümer kein Erfolg. De facto hat es mit seiner abgebrochenen Entwicklungsgeschichte nie Geld verdient. Seit elf Monaten ist das Hotel in der Insolvenz. Über die Pleite-Gründe gibt es viele Spekulationen. Richtig ist aber sicherlich, dass das als größter Ausbildungsbetrieb Mecklenburg-Vorpommerns vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau auf dem Richtfest als „Leuchtturm der Erneuerung“ gelobte Nobelhotel nie seinen Frieden mit der Regionalpolitik gefunden hat.
Besucher der ersten Jahre erinnern sich noch an Tanga-gestylte Strandgäste, die auf den damals noch offenen Wegen und Liegewiesen nach Prominenten Ausschau hielten. Genehmigungen für Baumaßnahmen an der verbleibenden und verfallenen Perlenkette klassizistischer Bauten zogen sich hin. Es gab aber auch nie ein durchfinanziertes Konzept der geplanten Erweiterung. Dies wurde spätestens mit der Finanzkrise Illusion. Auch sind bauliche Unvollkommenheiten durch fehlende Verbindungstunnel ebenso ein Problem wie Baumängel, die vorübergehend zur Schließung des existenziellen Wellness-Bereichs führten, oder auch Marketingfehler, die die überlebensnotwendige Hochpreispolitik konterkarierten.
Von der anfänglichen Vielzahl aussichtsreicher Bewerber für den Hotelkauf scheint wenig übrig geblieben zu sein. Lediglich die benachbarte Median-Klinik zeigt Interesse an einzelnen Gebäuden. Hier steht der Verkauf der Orangerie mit ca. 20 Apartments wohl kurz bevor. Mit Blick auf die erfolglosen Verkaufsbemühungen kann dem Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum jedoch kein genereller Vorwurf gemacht werden. Der Wert des Hotels auf Basis realistischer Erlöse entspricht überschlagsweise in etwa den dafür notwendigen Nach-Investitionen. Die Politik ist auch keine Hilfe. Statt Unterstützung steht die erneute Geländeöffnung des Hotels für Strandgäste und Prominentensucher auf dem Programm.
Der Verkauf einzelner Gebäude ist traditionell eine Verwertungsverzweiflungstat, um Liquidität zu schaffen oder wenigstens Teilerfolge zu zeigen. Im Heiligendamm-Fall besteht beim Verkauf der „Orangerie“ an die benachbarte Median-Klinik jedoch Amputationsgefahr. Das sieht auch Stephan Gerhard, einer der führenden deutschen Hotel-Experten, genauso, der dringend vor einer Zerschlagung warnt. Der Insolvenzverwalter steht nach eigenen Aussagen nicht unter monetärem Zeitdruck. Im Betrieb wurde gespart. Kredite werden nicht bedient. Insofern sind alle Teillösungen gefährlich und überflüssig, da sie eine spätere Gesamtstrategie verhindern können. Zudem gibt es preisliche Ungereimtheiten. Der Verkaufspreis soll bei 1 200 Euro pro qm liegen. Zwar sind angepeilte fünfstellige Verkaufserlöse derzeit nicht marktgerecht, aber 5 000 Euro sollten beim Einzelverkauf der Apartments zu erzielen sein.
Auch fehlen nach wie vor saisonerweiternde Maßnahmen wie medizinische Einrichtungen und eine Erweiterung des Wellness-Bereichs. Das sichert die Grundauslastung in schwachen Phasen. Weitere Gastronomie ist erforderlich. Erst dann ist das Hotel auf niedrigem Level rentabel zu führen. Natürlich ist vor monetärem Hintergrund auch eine generelle Klinik-Umwandlung eine Option. Die Median-Klinik schreibt eine Erfolgsstory. Aber auch hier nimmt der Verkauf von Einzelgebäuden an die Klinik den Entscheidungsdruck heraus.