Immobilien

Immobilien-Initiatoren sehen sich in Sippenhaft genommen

Nur wenig Optimismus für 2012 versprühten die Fondsinitiatoren in der vergangenen Woche im Rahmen einer Gesprächsrunde, bei der wir Alexander Betz (MPC), Jürgen Gerber (Jamestown), Hermann Klughardt (Voigt & Collegen), Michael Kohl (Commerz Real), Angelika Kunath (Fondshaus Hamburg), Florian Martin (KGAL) und Hubert Spechtenhauser (Hannover Leasing) trafen.

13. Dezember 2011

2012 werde insofern schwierig, als die bisherigen Image-Einschläge eher psychologischer Art oder Warnungen gewesen seien. Im kommenden Jahr würden die Anleger jedoch wirklich Geld verlieren. Anlegergeld sei genug da, aber es erreiche die Fondsbranche nicht. Gerade Immobilien-Initiatoren sehen sich hinsichtlich der Image-Probleme anderer Fondsbereiche und des „Randgeschäfts“ in Sippenhaft genommen. Viele Vermittler haben mittlerweile sogar Angst, ihren Kunden geschlossene Fonds anzubieten. Bei vielen Banken türmen sich die Anlegerklagen und das verdirbt ihnen den Spaß am Fondsvertrieb. Außerdem seien die Margen der Banken so hoch wie schon lange nicht mehr. Das nehme den Vertriebsdruck heraus. Zudem stopfen viele Kunden ihre eigenen Löcher. Das trifft auch die Immobilie, obwohl die sich noch vergleichsweise gut im Vertriebszahlenwerk gehalten hat.

Hinzu kommt: Die laufenden Informationen aus der Fondsszene tragen nicht zur Entspannung bei. Initiatoren und Anleger lernen jetzt den Fluch des Leverage und der SFR-Finanzierung kennen. Bei Schiffen könne das dramatische Auswirkungen haben. Die meisten Teilnehmer der Gesprächsrunde gehen davon aus, dass in den kommenden zwei Jahren die schon für 2009/10 erwartete, aber nicht eingetretene Marktbereinigung stattfinden werde – nicht unbedingt zum Schaden der Branche. Letztlich werden auch Finanzierungsengpässe und die anstehende Regulierung sowohl zur Schrumpfung der Angebotsseite wie auch in der Folge zur Imageaufwertung beitragen. Der Markt werde insgesamt kleiner werden, so dass sich langfristig auch die ehemals großen Marktteilnehmer mit deutlich niedrigeren Umsätzen abfinden werden müssen. Nach einer Schrumpfung könnten die Kosten aus den laufendenden Erträgen gedeckt werden.

Bei der aktuellen Vertriebsschwäche kommen mehrere Faktoren zusammen: Das Jahr lief gut an, sogar Schiffsfonds schienen wieder platzierbar. Dann aber kamen mit Fukushima, der beginnenden Konjunkturschwäche und der Schuldenkrise die Einschläge. Einige Probleme seien aber auch hausgemacht. Viele Produkte seien nicht risikooptimiert gewesen. Der Vertrieb habe zudem mit falschen Aussagen verkauft. Das habe jetzt dramatische Auswirkungen. Der Markt sei völlig durcheinander. Die Selbsterkenntnis einiger Branchenvertreter geht noch weiter: Fast alle Initiatoren hätten in der Vergangenheit ein „beliebiges Geschäft“ gemacht, ein bisschen Schiff, etwas Lebensversicherungs-Zweitmarkt, zwischendurch mal eine Inlands- oder Auslandsimmobilie, um schließlich auch noch den Solartrend mitzunehmen. Manche Emissionshäuser seien zu gierig geworden. Die Initiatoren müssten sich darauf beschränken, das zu tun, was sie wirklich können. Eine Rückkehr zur Kernkompetenz und die Verlagerung des Schwerpunkts von der Vertriebsgesellschaft zum Assetmanager seien Wege aus der Krise. Und wenn jemand nur Schiff könne, müsse er eben jetzt eine Pause einlegen. Zudem könne das institutionelle Geschäft kein Rettungsanker der Branche sein.

Das wenig berauschende Zahlenwerk des VGF zu den ersten drei Quartalen hatten wir Ihnen an dieser Stelle schon vorgestellt. Wir haben für Sie berechnet, was der Vertrieb im letzten Quartal dieses Jahres noch leisten muss, um die Vorjahreswerte, die nach dem Einbruch eher den Boden des Tals markieren sollten, zu erreichen. Insgesamt müssen im Q4 2011 zur Erreichung des Vorjahreswertes noch 56,2% investiert werden. Die ersten drei Quartale haben gerade einmal 45,8% des Vorjahresumsatzes eingespielt. Bei Immobilien Deutschland muss noch ein gutes Drittel investiert werden. Das werten wir als realistisch. Immobilien Ausland schwächeln weiter, aber das Vorjahr könnte noch erreicht werden – vor allem, wenn Jamestown wieder mitspielt. Leasingfonds laufen gut. Bei Energie sieht es hingegen trostlos aus. Hier waren die ersten neun Monate gerade für ein Viertel des Vorjahresumsatzes gut. Schiffe stehen mit 80% Vertriebsaufgabe noch schlechter dar. Aber Flugzeuge, Private Equity, Spezialitäten oder auch Infrastruktur unterscheiden sich nur graduell. Lebensversicherungsfonds sind tot.

Diese Gesamtmarktentwicklung spiegelt sich auch in den eher schwachen Umsatzberichten unserer Gesprächspartner wider. Andererseits ist die Hoffnung durchaus berechtigt, dass in absehbarer Zeit auch die Fondsbranche von der allgemeinen Unsicherheit der Anleger, die sich in hohen Sachwertinvestitionen spiegelt, profitieren könnte.

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