Immobilien

Immobilien-Profis tappen im Nebel

Ulrich Höller, Vorstandsvorsitzender der DIC Asset, beschrieb vergangen Woche im Rahmen des „VII European Real Estate Forum“, das im Rahmen der Euro Finance Week stattfand, das aktuelle Umfeld als „Welt, die wir nicht kennen“. Die Asset-Klasse Immobilien sei nach wie vor attraktiv, aber vom in der Presse beschworenen Hype sei die Branche weit entfernt.

Lediglich in ganz engen Segmenten bei privaten Wohnimmobilien seien Übersteigerungen erkennbar. Im professionellen Geschäft bestünde keinerlei Hype, vielmehr sei hier bei Gewerbe und auch Wohnen nach wie vor eine ausgesprochen selektive Vorgehensweise festzustellen. Eine echte Kreditklemme gäbe es zwar nicht, aber immer häufiger sei festzustellen, dass potentielle Käufer die Finanzierung nicht bekämen. Beim „Kampf um den Kunden“, so der Titel des vom PLATOW-Immobilienspezialisten Werner Rohmert moderierten Panels, sei es von Vorteil, wenn man „von der Immobilie“ komme und als Investor selber Immobilien für sich manage. Das helfe bei der Gestaltung und Akzeptanz von Finanzprodukten für Institutionelle.

KGAL-Geschäftsführer Dieter Weiß sieht, ebenso wie zuvor IVG-Vorstand Hans Volkert Volckens, die Branche der geschlossenen Fonds in schwierigem Fahrwasser. Das sei allein schon an den aktuellen Platzierungszahlen zu erkennen. Beim Kampf um den Kunden sei es wichtiger, Kunden zu halten als neue zu gewinnen. 25 Mrd. Euro Assets under Management helfen dabei. Die Kernkompetenz müsse bei der Immobilie liegen. Volckens hatte zuvor darauf hingewiesen, dass es notwendig sei, „schnell“ Antworten auf die Sinnkrise der geschlossenen Fonds zu finden, da sich diese sonst noch stark verschärfen könne. In „sportlichem Wettbewerb“ sieht sich Claus P. Thomas, der für das deutsche Geschäft von LaSalle verantwortlich ist. Da die eigene Kernkompetenz des institutionellen Geschäftes derzeit von vielen Initiatoren neu besetzt wird, überlegt LaSalle die Hinwendung zum breiteren Publikumsgeschäft. SEB AM-Chefin Barbara Knoflach sieht das Alleinstellungsmerkmal des offenen Immobilienfonds (OIF) in der geringen Volatilität und Sicherheit. OIF halten Anleger, die das nicht wollen, nicht nur von der Emotion der Börse fern, sondern sind auch unter Berücksichtigung der Problem-Fonds die in der Krise sicherste Kapitalanlage. Der Kunde habe Angst um sein Geld, aber Rendite wolle er eigentlich trotzdem. Institutionelle Anleger brauchen 4%, ergänzte Thomas.

Die Banker des Panels „Refinanzierungsstrategien“ leisteten dagegen eine Art gedanklichen Offenbarungseid. Zwischen 35 Mrd. und 65 Mrd. Euro an mit Immobilien besicherten Verbriefungen (CMBS), von denen keiner weiß, wie viele es gibt, wer sie hat und was dahinter steckt, stehen in den nächsten 4 Jahren in Deutschland zur Refinanzierung/Prolongation an. Gewerbeimmobilien-Finanzierungsspezialist Frank Nickel von der Deutschen Bank hat die Hoffnung auf neue CMBS auf absehbare Zeit aufgegeben. Seit zweieinhalb Jahren denke die Bank über das Problem der fällig werdenden CMBS nach. Auf die Frage, wie das Problem gelöst werden solle, habe allerdings auch die Deutsche Bank noch keine Antwort gefunden. Außerdem sähe es so aus, als würden viele Kunden das Problem verdrängen oder wüssten sowieso nicht, was in den 600 englischen Vertragsseiten stünde. Erfrischend direkt meinte Verbands-Präsident und Landesbank Berlin-Vorstand Jan Bettink, wenn die Staatskrise nicht gelöst werde, sei sowieso alles zu Ende. Außerdem habe sich so schnell soviel geändert, dass es heute unmöglich und unseriös wäre, auch nur zwei Jahre zu prognostizieren. Der Pfandbrief biete auch keine Lösung, da er viel höhere Sicherheitenanforderungen habe. Balsam auf die Seele des Zweckoptimisten legte wenigstens Louis Hagen von der Münchener Hypothekenbank. Man solle das alles nicht überbewerten. In den USA sei der erwartete Crash auch nicht gekommen. Der Markt sei attraktiv, also würden andere Banken einspringen. Während Bettink aber noch bemerkte, dass Banken, die damals verbrieft hätten, helfen sollten, blieb Nickel im Sinne der Bank pragmatisch. Die Kreditnehmer seien Profis und sollten wissen, was sie tun. Sie hätten halt die Verträge lesen sollen. Die Deutsche Bank fühle sich denn auch nicht verantwortlich für Verbriefungen aus den Jahren 2004/2005. Ob das Anleger, die sich auf die Kompetenz der Deutschen Bank verließen, und Gerichte genauso sehen, bleibt indes abzuwarten. 2012 wird interessant werden. Von Pleiten über Prolongationen bis zur Ablösung würden wir alles sehen, prophezeite Bettink.

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