Institutionelle Investoren zwischen Zins- und Core-Falle
Der rote Faden der Veranstaltung für institutionelle Investoren reichte vor dem Hintergrund der schwierigen Zinssituation von der Frage, wohin das institutionelle Kapital denn aktuell tatsächlich fließe, über das Herausarbeiten neuer Wege für die Finanzierung von Immobilieninvestments und der Marktanalyse bis hin zu Themen der Portfoliooptimierung institutioneller Anleger.
Der Euro war das beherrschende Thema der beiden volkswirtschaftlichen Vorträge von Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, bis vor wenigen Wochen Vorsitzender der Euro-Gruppe, und Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa. Die beiden Referenten stellten jeweils eher extreme Positionen vor. Für Polleit ist eine scharfe Anpassungsrezession unumgänglich. Der Euro sei eine Art Enteignungspakt. Bei der Wahl zwischen scharfen Anpassungsrezessionen in einem verstärkt zyklischen Umfeld und einer lockeren Geldpolitik würden die Regierungen immer den leichteren Weg des Gelddruckens wählen. Dies müsse am langen Ende über den Weg einer Asset-Inflation auch automatisch zu einer allgemeinen Geldentwertung führen. PLATOW-Moderator Werner Rohmert fasste zusammen, vor diesem Hintergrund sei der Euro lediglich mit Versprechen bedrucktes Papier. Regierungen würden regelmäßig immer ihre Versprechen brechen. Die Ankerfunktion in Deutschland als Ersatz des Goldstandards habe die Bundesbank mit dem ausschließlichen Ziel der Geldwertstabilität bekommen. Unter dem Euro-Regime habe die Bundesbank aber kaum noch etwas zu sagen.
Juncker beschwor dagegen den europäischen Gedanken. Einen Fahrplan aus der Eurokrise habe auch er nicht. Der Euro befinde sich in einer Poly-Krise. Diese reiche von der Schuldenkrise über die atmosphärische Krise, die Anpassungskrise bis hin zu einer Sinn- und Erklärungskrise. Vor diesem Hintergrund werde immer vergessen, dass das einst kriegerische Europa heute auf eine Friedensperiode von über 60 Jahren zurückschaut. Im internationalen Vergleich sei der Euro heute eine stabile Währung. Allerdings seien die Errungenschaften Europas weit von den Herzen der Menschen weggetragen worden. Die Fragilität Europas habe sich zudem gezeigt, als alte Ressentiments wieder ausgebrochen seien. Dabei habe Europa auf die Finanzkrise adäquat in einer Form reagiert, die er sich selbst in dieser Konsequenz vor vier Jahren noch nicht habe vorstellen können. Die heutigen Entwicklungen seien nicht auf Fehler des Euro, sondern auf die Finanzkrise zurückzuführen. Heute gebe es aber keine Alternative zu Defizit- und Schuldenabbau. Das Grundproblem des Euro sei, dass sich die Politik mit dem Thema Wettbewerbsfähigkeit „unterbeschäftigt“ habe. Insgesamt sei der Euro aber auf dem richtigen Weg. Das Vorhaben aus dem Jahr 2000, den wettbewerbsfähigsten Währungsraum zu schaffen, sei jedoch „grandios gescheitert“. Mit Blick auf die Länder sei die Eurozone kein optimaler Währungsraum. Die Finanzmärkte seien ihrer kontrollierenden Aufgabe nicht gerecht worden. Der zentrale Fehler des Euro sei gewesen, nicht zu viel, sondern zu wenig Europa geschaffen zu haben.
Prof. Karl-Georg Loritz stellte dem Plenum die Frage, ob viele Theorien und Zahlen zur Immobilienwirtschaft nicht auf Illusionen beruhen. Das Problem der Immobilie sei die Langfristigkeit der Entscheidung. Diese bedürfe einer Berücksichtigung in der Rendite. Dies sei heute nicht der Fall. In den Panels wurde deutlich, dass die aktuell diskutierten Varianten alternativer Immobilienfinanzierung wie Versicherungen als neue Marktteilnehmer, Debt Funds oder Mezzanine-Funds zwar interessante Ansätze auch unter Geschäftsgesichtspunkten beinhalten, jedoch in der Summe nicht ausreichend sind, die drohende Finanzierungslücke auszufüllen.