Investitionsmotiv Angst – Gold und Immobilien profitieren
So wird oft behauptet, dass der Spread zwischen Immobilienrenditen und Bonds so groß wie selten sei. Das vernachlässigt zwar viele konterkarierende Renditekomponenten der Immobilie wie technische Alterung, Instandhaltung, Mietausfälle, Nachvermietungssorgen und Wertverlust, wird aber von den Immobilien-Propagandisten gerne als Vorteilhaftigkeitskriterium gewählt. Tatsächlich wird die Immobilie aber vor allem deshalb wieder attraktiver, weil selbst Euro-Staatsanleihen nicht mehr vor einem Zahlungsausfall gefeit erscheinen. Bei Gold lassen sich die Anlagemotive noch viel klarer ermitteln als bei der Immobilie, da Renditeüberlegungen das Angstmotiv nicht überdecken können. Die Steinbeis-Hochschule Berlin hat am Beispiel Gold die Anlagemotive auf der Basis einer repräsentativen Befragung von über 4 000 Personen analysiert.
Die Deutschen kaufen massiv Gold. Rund 70 Mrd. Euro ist der Goldbesitz der deutschen Bevölkerung wert. Etwa 40% davon stammen aus den vergangenen drei Jahren. Drei Phasen von Goldkäufen lassen sich unterscheiden. Die erste fand 2007/08 während der Subprime-Krise in den USA und der Insolvenz von Lehman statt. Die zweite Welle startete mit den Schwierigkeiten Griechenlands und dem Beginn der Eurokrise Anfang 2010. Die dritte Welle von Goldkäufen läuft seit Sommer 2011 mit der Ausweitung der Eurokrise und der Staatsschuldenkrise in den Vereinigten Staaten. Aktuell haben 70% der Befragten Angst vor einer steigenden Inflation. Knapp 50% der Deutschen befürchten in den nächsten Jahren eine Währungsreform. Ein Zerbrechen des Euro können sich fast 44% vorstellen. Diese erschreckend hohe Verunsicherung der Bevölkerung ist in den Augen von Lehrstuhlinhaber Jens Kleine ein Haupttreiber für Anlagen in Gold. So sind die wichtigsten Gründe für Goldinvestments der Schutz vor Inflation (83%) und die Suche nach einer wertstabilen Geldanlage (84%).
Anleger sehen zwar Gold als teuer an, kaufen aber auf Grund der Furcht vor einem Geldwertverlust weiter. 90% der Anleger investieren in Barren und Münzen. Immerhin 30% lagern das Gold zu Hause. Die Papiergeld-Verunsicherung wird auch daran deutlich, dass nur rund 10% bereit sind, in goldbezogene Wertpapiere zu investieren. Viele der Argumente lassen sich gut auf die Immobilie übertragen. Interessant ist aus PLATOW-Sicht die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bzw. der Publikumspresse. Obwohl Goldbesitz keine Cash-Rendite aufweist, wird die Verdreifachung der Goldkurse in den letzten 5 Jahren als Folge der Unsicherheit einfach hingenommen, während eine gerade einmal 2-jährige dynamische Phase der Preisentwicklung bei Wohnraum in ausgewählten Regionen nach 15 Jahren Flaute bereits als Blasenbildung bzw. „Gefährlicher Traum von der Schlossallee“ apostrophiert wird. Das zeigt, wie stark die schlechten Botschaften vergangener Jahre die Immobilie als „gefährlich“ eingestuft haben, statt nach langer Seitwärtsbewegung auf eine Chance zu hoffen.