Immobilien

IVG Immobilien – Schäfers verlässt das havarierte Schiff

Nachtreten ist nicht unsere Sache. Das werden vielleicht noch die Gerichte tun. Wolfgang Schäfers scheidet als Vorstandssprecher der IVG Immobilien aus. Über die monetären Rahmenbedingungen des Abgangs ist nichts bekannt. Inwieweit Schäfers damit einer möglichen Zwangsdemission durch die neuen Machthaber zuvorgekommen ist, bleibt nur zu vermuten.

Das Timing könnte auch auf seine Regensburger Professur zurückzuführen sein, deren extensive Beurlaubungsregelung mehrfach für Kritik gesorgt hatte. Andererseits gibt es keinen Grund, an der formalen Korrektheit der Beurlaubung zu zweifeln und seine Rückkehr würde Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.

Mit Blick auf Schäfers Wirken an der IVG-Spitze werden die Aktionäre wahrscheinlich anderer Meinung sein als der Ex-Vorstandschef selber, der stolz verkündet: „Es war mein persönliches Ziel, meine ganze Kraft für die Restrukturierung der IVG einzusetzen und die Voraussetzungen für eine Fortführung des Unternehmens mitzugestalten. Diese Weichenstellungen sind nun erfolgt“. Damit sind die Aktionäre ihr Geld final los. Mit der unrühmlichen Vergangenheit der IVG, die jetzt mit fünf Jahren Zeitverzug zum formalen Exitus führte, hatte er wohl nur bedingt zu tun. Schäfers kam 2009 als Sanierer, um dem Kind im Brunnen Schwimmunterricht zu geben.

Andererseits ist alten HV-Mitschriften zu entnehmen, dass der IVG durch die Beteiligung an der Oppenheim Immobilien-Kapitalanlagegesellschaft (OIK) ein riesiges Desaster entstanden war. Diese Beteiligung hatte die IVG unter Mithilfe des damaligen Sal. Oppenheim-Angestellten Schäfers von der seinerzeit noch renommierten Kölner Privatbank erworben. Die IVG hatte vor gut 10 Jahren 50,1% der Anteile an der OIK für 125 Mio. Euro gekauft. Allerdings muss Schäfers zugute gehalten werden, dass er damals seinem Arbeitgeber Sal. Oppenheim verpflichtet war und nicht der IVG.

Die von den IVG-Altaktionären, die den Sanierungs-, Wertberichtigungs- und Zukunftsbeteuerungen Schäfers 2012 und 2013 glaubten und nun ihr Geld komplett abschreiben müssen, angenommene Loyalität Schäfers gegenüber den Gesellschaftern erweist sich wohl als Wahrnehmungs-Problem. Ob tatsächlich Sanierungschancen und die Wahrung der Aktionärsinteressen vom Management versäumt worden sind und ob überhaupt Management-Alternativen bestanden, lässt sich extern nicht beurteilen.

Anders sieht es mit der Berichterstattung der IVG in den vergangenen Jahren bis zum Zusammenbruch aus. Hier hat PLATOW seit März vergangenen Jahres, nachdem wir selber von der Tatsachendifferenz gegenüber einer wenige Tage zuvor im mündlichen Mipim-Gespräch 2013 (PLATOW berichtete) verkündeten sicheren Sanierungsperspektive überrascht wurden, mehrfach Zweifel geäußert, ob die auch offizielle Kommunikation der Vorquartale den Intentionen des Aktienrechts entsprach. Längst diskutierte und aufgeworfene Verpflichtungen führten zu Überraschungen. Mündliche Backgroundinfos stellten sich nach Offenlegung der Daten als weit richtiger als das offizielle Zahlenwerk heraus. Die Sportlichkeit früherer Manager-Generationen, die mit der IVG ein europäisches Aushängeschild schaffen wollten und aus vielen Gründen scheiterten, ist Schäfers wohl nicht zuzurechnen. Sofern sich das Kommunikationsproblem nicht als rechtsrelevant herausstellt, wovon PLATOW ausgeht, da bis heute angekündigte juristische Maßnahmen uns nicht bekannt sind, bleibt die Loyalitätsfrage. Schäfers macht heute den Eindruck, als sei er stolz auf die Enteignung von Aktionären, die ihm persönlich und seinen Botschaften geglaubt haben. Auch die Medien wurden instrumentalisiert. Mit satten Gewinnen werden am Ende die Hedge Funds vom Hof reiten, denen es gelang, Management und Banken zu ihrem Spielball zu machen.

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